Podcast Folge:
”Liebe Libido”
Transkript der Folge
Willkommen zum being female Podcast “liebe Libido und lustige Lust”. Mein Name ist Maya. Als Ärztin habe ich Sex und Gesundheit immer eher unter dem medizinischen Aspekt betrachtet und dabei ist mir erst in den letzten Jahren aufgefallen, dass dadurch Frauen oft zu kurz kommen. Manchmal wortwörtlich.
In vielen Gesprächen ist mir besonders die Verschiedenheit der Libido aufgefallen. Da ist die Mutter, die ein ganzes Jahr nach der Geburt ihres Kindes null Bock hatte, andere, die wesentlich mehr Lust als ihre männlichen Partner haben und wieder andere, die erst Lust bekommen, wenn der Partner den ersten, zweiten oder dritten Schritt macht.
Auch bei mir kenne ich diese unterschiedlichen Phasen, sowohl innerhalb des Zyklus aber auch innerhalb des Lebens. Als ich in den 20ern die Pille nahm, war meine Libido auf einem Tiefstand, dann gab es Phasen, indenen ich Sex mit jemand neuem besonders erregend fand und dann auch Zeiten, in denen ich besonders auf vertrauensvollen Sex innerhalb der Beziehung Lust hatte.
Haben ich nun zuviel oder zuwenig Lust? Leider haben wir die Beantwortung dieser Frage zu sehr gesellschaftlichen, moralischen und medialen Einflüssen überlassen und sind nun verunsichert, was wir eigentlich wollen und ob das was wir wollen wirklich uns und unserem Körper entspricht.
Daher ist es so wichtig mehr Offenheit in das Thema zu bringen mit Fakten Forschung aber auch einem Aufruf zu eigener Erforschung denn nur ich kann herausfinden, was mir gut tut und gefällt.
“What the F**ktencheck” (Infos, Facts, Challenges bezüglich des Themas[1] [2] )
Laut einer repräsentativen Umfrage ist die häufigste sexuelle Funktionsstörung bei Frauen in Deutschland ein vermindertes sexuelles Verlangen, was rund 7% der Frauen angaben. Es wird geschätzt, dass der Anteil wohl noch höher liegt, eher bei 9-12%[3]
Hormone wie Östrogen und Testosteron haben einen Einfluss auf deine Libido, aber gerade für Frauen spielen andere Faktoren eine mindestens ebenso große Rolle
Das Duale Kontrollmodell der sexuellen Antwort aus den 90ern erklärt, warum wir wie auf bestimmte sexuell-relevante Reize reagieren. Leider ist es viel zu wenig verbreitet
Die Anthropologin Wednesday Martin fand durch Umfragen heraus, dass Frauen in langen Beziehungen mehr Schwierigkeiten mit der Monogamie haben als Männer
Das Feuchtwerden des weiblichen Genitals wird heute immer noch fälschlicherweise missdeutet als sexuelle Erregung[4] [5]
Na dann...
“Tiefer eingedrungen”
Immer mehr Frauen leiden darunter, zu wenig Lust auf Sex zu haben. Also weniger also sie oder meist ihr Partner sich wünscht oder als sie glauben normalerweise haben zu müssen. Dieser Leidensdruck scheint in den letzten Jahrzehnten zugenommen zu haben.
Heißt dass, wir haben immer weniger und weniger Lust auf Sex?
Die Lust auf Sex ist nicht normiert. [6] [7] Es gibt Normen, wieviel Kalorien man zu sich nehmen soll, wie lange man schlafen oder maximal sitzen soll aber die Höhe der Libido ist nicht normiert, denn die Unterschiede sind so hoch, dass es keinen engen Bereich gibt, in dem sich die Mehrheit aller Frauen tummelt. Die Lust variiert nicht nur von Mensch zu Mensch sondern auch von Lebensphase zu Lebensphase und teilweise Minute zu Minute.
Die Lust daran zu messen, wieviel Sex wir im letzten Monat hatten - so wie es in der Forschung nämlich vorwiegend gemacht wird - ist ein sehr schlechter Indikator, denn wie oft haben wir Lust, ohne dass wir dann unbedingt gleich Sex haben, wenn wir in der S-Bahn sind oder so. Und wenn man Sex hatte, heißt das auch nicht unbedingt, dass es aus Lust aus Sex heraus zustande kam.[8] Vielleicht wollte ich meinem Partner einen Gefallen tun, vielleicht hatte ich das GEfühl, ich müsste mal wieder, vielleicht wollte ich ein paar Kalorien verbrennen
Es gibt nämlich keine Norm, wie oft man Lust auf Sex haben soll. Lust ist immer in Relation zu betrachten. Weniger Lust im Bezug auf was? Weniger Lust als mein Partner oder weniger Lust als die Pornodarstellerin, die bei jeder noch so schmerzhaften Stellung oder Praxis vor Freude stöhnt? Ist vielleicht die Erwartungshaltung gestiegen? Vielleicht ist die Lust auf Sex bei Frauen tatsächlich gesunken, jedenfalls auf Sex so wie die Gesellschaft Sex eben definiert. [9]
Doch allein die Aussage, dass FRauen zunehmend unter Lustmangel leiden ist fraglich, da Lustmangel so schlecht zu abzufragen ist.
Was allerdings wohl stimmt ist, dass der Leidensdruck zugenommen hat, dass das sexuelle Verlangen nicht dem entspricht, was als “normal” empfunden wird.
Übrigens ergibt sich der Leidensdruck meist aus dem schlechten Gefühl dem Partner gegenüber also nicht, weil es der Frau selbst dabei schlecht geht[10]
Davon zu unterscheiden ist übrigens Asexualität. Asexuelle Menschen verspüren in ihrem ganzen Leben keine sexuelle Anziehung oder keine Lust auf Sex. Da dies eigentlich keinen Leidensdruck erzeugt und es mittlerweile akzeptiert wird, wird es meist als sexuelle Orientierung eingestuft, die geschätzte 1% der Menschen betrifft
Ich weiß nicht, ob die Lust auf Sex wirklich runtergegangen ist. Ich möchte aber auch lieber wissen, was alles meine eigene Libido beeinflusst. HIerzu fand ich Dr. Emily’s Nagosky’s Buch “come as you” besonders hilfreich
Biologisch betrachtet
Viele glauben, dass Libido v.a. Mit Hormonen zu tun hat. Es ist jedoch nur ein kleiner Teil der Gleichung. Aber fangen wir damit mal an
Ich kannte bis vor einiger Zeit den Begriff “Estrus” oder “Östrus” nicht.
Estrus ist die Phase der sexuellen Erregung bei weiblichen Säugetieren ein paar Tage vor und kurz nach dem Eisprung, was man bei Katzen als “rollig” bezeichnet, sonst auch als Brunst.
Der Begriff Estrus stammt von dem griechischen Wort für Schmeißfliege. Wenn eine Schmeißfliege ihre Eier auf der Haut einer Kuh ablegt, löst dies bei der Kuh sowas wie eine Raserei aus. Die Verbindung von weiblicher Erregung und dem Wutanfall der “Vache Kirie”.
Es ist immer wieder interessant, wie Sprache gesellschaftliche Haltung wiedergeben kann
Von Estrus kam dann auch die Bezeichnung des Hormons Östrogens, das in der fruchtbaren Phase des Zyklus ansteigt.
Mehr Sex also um den Eisprung herum, um Nachkommen zu zeugen? Könnte man meinen, ist aber bei monogamen Beziehung oft nicht so.[11] Die meiste Zeit haben wir nämlich Sex, aus anderen Gründen als den Kinderwunsch.
Die veränderten Hormone haben tatsächlich Auswirkung auf unser Lustempfinden, aber diese Lust bezieht sich nicht unbedingt auf den Partner.
In einer Studie bevorzugten Frauen um den Eisprung herum Männern mit symmetrischen Körperteilen wie gleichem Ohrenabstand, Ohrlänge, Handgelenksbreite und Symmetrie der Finger. Die selben Frauen hatten um den Eisprung nicht mehr Sex mit ihrem Partner der monogamen Beziehung. [12]
Wenn der Partner also asymmetrische Körpermerkmale und eher zarte Gesichtszüge hat oder körperlich weniger attraktiv ist, kann es sein, das sich die Partnerin um den Eisprung vermehrt nach Männern mit anderen Merkmalen umschaut.
Heißt das denn in der Konsequenz, dass man eher um den Eisprung herum nach einem Partner suchen sollte oder eher nicht? Man soll ja nicht hungrig in den Supermarkt gehen, weil man sonst zuviel ungesunden Mist kauft.
Das bleibt natürlich jeder Frau selbst überlassen
Frauen haben in ihrer Eisprungphase nicht nur andere Präferenzen sondern auch eine andere Wirkung auf Männer.
Bei einem T-Shirt Schnuppertest fanden Forscher heraus, dass Männer den Duft von Frauen bevorzugen, die gerade in ihrer fruchtbaren Phasen des Zyklus sind.
Ein Forschungsteam trieb der reine Forschungsdrang in einen Stripclub. Sie beobachteten, dass Striptänzerinnen an ihren fruchtbaren Tagen etwa 30 Prozent mehr Trinkgeld pro Stunde verdienten als an Tagen außerhalb der fruchtbaren Phase. Wenn die Frauen allerdings die Pille nahmen, verdienten sie ungefähr wie die anderen Frauen an unfruchtbaren Tagen.
Irre... sehr interessant wie Forschungsgelder verteilt werden.
Manche Studien zeigten, dass erhöhte Testosteronwerte bei Frauen zu einer erhöhten Libido führen bzw zu niedrige Werte diese dementsprechend senken, andere Studien konnten dies jedoch nicht bestätigen
Den massivsten und häufigsten externen hormonellen Einfluss auf die Libido bleibt die Pille. Bei vielen Frauen führt sie zu einer verringerten Libido. Die veränderten Hormone haben aber auch Einfluss auf die Partnerwahl und auf gewissen Lebensentscheidungen. Es mag nur Zufall sein, dass sich Paare trennen, wenn sie nach Jahren die Pille absetzen und sich nicht mehr zum anderen hingezogen fühlen. Ich glaube nach meiner eigenen Erfahrung nicht an einen Zufall.
Die Medizin ist ein tolles Fach und hat viel wunderbares erreicht. Manchmal trägt sie aber dazu bei, dass Frauen in ihrem Gefühl unnormal und krank zu sein, bestärkt werden
ÄrztInnen werden finanziell leider nicht dafür belohnt, Menschen gesünder oder glücklicher zu machen, sondern wieviele und welche Diagnosen gestellt und Untersuchungen gemacht werden.
Außerdem werden wir Ärzte als Problemlöser trainiert, die den “Normzustand” wiederherzustellen sollen. Noch vor nicht allzu langer Zeit wollten wir noch Masturbation und Homosexualität heilen.
Deswegen ist eine Norm, also, dass was wir gerade als normalen Durchschnitt definieren mit Vorsicht zu genießen, weil sie so sehr von gesellschaftlichen und kulturellen Faktoren abhängt.
Leider füttert unser starker Wunsch nach Normalität auch ein großen wirtschaftlichen Markt
So kam Flibanserin auf den Markt, auch das “pinke viagra” genannt. Es hat so viele Nebenwirkungen, dass es nicht Deutschland erst gar nicht zugelassen ist. Außerdem zeigte eine Effektivitätsstudie, also eine Studie, die die Wirksamkeit der Lust-Erhöhung des Medikaments geprüft hat, dass die behandelten FRauen nur 0,5-1x monatlich zusätzlichen Sex hatten in ihrer Beziehungen als vor der Behandlung.[13]
2019 kam in den USA dann noch Bremelanotid raus. Ursprünglich mal als Bräunungsmedikament gedacht. Dieses angeblich Lust-steigernde Medikament muss man sich 45min vor Sex spritzen. In der EU ist es nicht zugelassen
Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine Studie, die diese Medikamente mit warmen Socken im Winter vergleicht, größere Effekte der Socken zeigen würden, denn eine gute Durchblutung der Füße beeinflusst die Durchblutung der sexuellen Organe), ähnlich wie so manche Atemübungen
Es gibt auch ein paar Erkrankungen wie z.B. Depressionen, die das Erreichen eines Orgasmus erschweren können.
Einige Studien sagen, dass ähnliches auch für Frauen mit Diabetes zutreffen könnte.
Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann ebenfalls mit geringem Verlangen verbunden sein.
Auch andere Medikamente als die Pille können den Östrogenlevel negativ beeinflussen, wie Medikamente bei Brustkrebs oder Parkinsonbehandlungen
Das körperliche Wohlbefinden hat insgesamt viel mit der Sexualität zu tun. Wenn es mir nicht gut geht und ich mich in meine eigenen Körper nicht wohl fühle, wird es schwierig sein, einen körperlich intimen Moment genießen zu können.
Dennoch liegt es bei Unzufriedenheit mit unserer Lust meist an anderen Faktoren und auf die möchte ich gerne mehr eingehen.
Duales Kontrollmodell[14]
Das bereits erwähnte Duale Kontrollmodell der sexuellen Antwort von John Bancroft and Dr. Erick Janssen wurde in den 90ern veröffentlicht
Das Model besagt, dass es ein zweiteiliges System in uns gibt, das bestimmt, ob wir auf Sex Lust haben oder nicht.
Das Gehirn scannt die Umwelt die ganze Zeit nach sexuell-relevantem Input, wie Geräusche, Gerüche oder visuelle Dinge und dieses zweiteilige System spuckt dann die sexuelle Antwort aus.
Der eine Teil ist das sexuelle Erregungssystem (SES), der Beschleuniger. Wenn ein sexuell-relevanter Auslöser den Beschleuniger anspricht, wird im Gehirn die Nachricht, “oh, dass ist sexy” verarbeitet
Der zweite Teil ist das sexuelle Hemmsystem (SIS) - die Bremse mit der Nachricht: “jetzt kein Bock!” Von der Bremse gibt es zwei Arten
■ Die Bremse, die gezogen wird, wegen möglicher schlimmer Folgen von Sex wie sexuell übertragbare Krankheiten oder ungewollte Schwangerschaft oder die Mutter, die im Zimmer nebenan ist und jeder Zeit reinkommen könnte. Also eher eine akute Bremse
■ Und dann die Bremse, die angezogen ist, weil ich Angst habe zu versagen beim Sex, dass ich keinen Orgasmus haben werde oder meine Technik nicht gut genug oder mein Körper nicht attraktiv genug ist. Diese Bremse ist eher dauerhaft angezogen.
Unabhängig von der Art der Bremse, die Herangehensweise zur Lösung dieser Bremsen ist sehr ähnlich
Eine verminderte sexuelle Lust kann man also als Ungleichgewicht zwischen dem Beschleuniger und der Bremse betrachten
Wenn man keine Lust hat, kann es also daran liegen, dass der Beschleuniger zu wenig stimuliert wird oder aber, dass die Bremse zu viel stimuliert wird sind
Meist glauben wir, dass eine verringerte Lust am Mangel an Beschleuniger liegt. Aber das ist ein Irrtum, denn bei Frauen liegt es viel häufiger am aktivierten Bremssystem. Das ganze lässt sich vielleicht am ehesten an zwei Beispielen erklären.
a. Wenn eine Fraue einen empfindliche Beschleuniger und eine unempfindlichen Bremse hat, bedeutet dass, dass der empfindliche Beschleuniger auf alle möglichen Reize “ja, ich hab Lust” reagiert. Das unempfindliche Bremssystem, lässt sich durch wenig aus der Ruhe bringen, es sagt kaum mal “ne, jetzt nicht”. Die Frau ist also schnell und leicht sexuell erregbar und so gut wie nichts verhindert die Erregung. Das betrifft ca 2-6% aller befragten Frauen. Das hört sich zwar nach dem Porno-Ideal an, aber ist nicht ohne schlechte Seiten. Wenn ich hierunter falle, nehme ich vermutlich mehr Risiken in Kauf als andere, sei es in Sachen ungewollte Schwangerschaften, Geschlechtskrankheiten, Sex mit Drogen und allgemein Situationen, die evt. Außer Kontrolle geraten können. Das was bei anderen die Alarmglocken läuten lässt, also die Bremse, klingelt hier vielleicht nur schwach im Hintergrund. Diese Frauen fühlen auch, dass sie weniger die Kontrolle haben. (Für solche Frauen, kann Stress sexuell sexuell stimulierend wirken, sogenannte red-liners, während die meisten Frauen eher flat-liners sind, dh. Stress ist ein absoluter turn-off)
b. Ein anderes Beispiel wäre eine Frau mit einer empfindlichen Bremse und einem unempfindlichen Beschleuniger. D.h. die Bremse ist eher hyperaktiv und dauert ertönt: “jetzt nicht”, während der Beschleuniger eher phlegmatisch auf auf der Couch abhängt und nichts richtig geil findet. Ca 1-4% der befragten Frauen hatten diese Ausprägung der Bremse und Beschleunigers. Wenn ich ein solcher Typ bin, wird es für mich eher schwer sein, sexuell erregt zu sein, ich habe eher kein Interesse an Sex und vielleicht Schwierigkeiten zu kommen. Durch die empfindliche Bremse gibt es sehr viele Gründe, warum ich nicht erregt bin, sei es eine unbequeme Position, ein lauter Nachbar, kalte Füße oder die Sorge, zu lange zu brauchen, um erregt zu werden. Ich muss mich sehr stark auf den Sex konzentrieren, um mich darauf einlassen zu können. Für eine Frau mit einer solchen Bremse und Beschleuniger muss alles stimmen, damit sie sexuell erregt wird. Eine empfindliche Bremse (d.h. Überall ertönt “jetzt keine Lust auf Sex” ist übrigens der stärkste Vorhersager von sexuellen Problemen aller Art.
Die meisten Frauen liegen irgendwo im mittleren Bereich mit einer mittel empfindliche Bremse und einem mittel-empfindlichen Beschleuniger
Wenn du wissen willst, wie stark deine Bremse und Beschleuniger sind, dann findest du auf unserer Webseite unter Libido den Test dazu. Der Fragebogen ist keine Wissenschaftliche studie, sondern einfach eine Stütze, um besser zu verstehen, wie dein internes sexuelles Reaktionssystem auf sexuelle Trigger funktioniert
Die meisten werden im mittleren Feld sein, wo eben mehr als die Hälfte aller befragten Frauen landen. Dh. heißt übrigens nicht, dass ich nicht normal bin, wenn ich nicht im Mittelfeld lande. Meine Bremsen oder Beschleuniger funktionieren einfach ein wenig anders.
Nach dem Dual Response Model ist Erregung also das Produkt aus Aktivierung des Beschleunigers und Deaktivierung der Bremsen
Je nach Trigger, kann deine Bremse bzw dein Beschleuniger darauf stark oder weniger stark reagieren. Für manche mag Sex unter der Dusche den Beschleuniger sehr aktivieren, für jemanden, der vielleicht eine Wasserphobie hat, kann es die Bremse bis zum Anschlag aktivieren.
Wir haben alle eine Bremse und einen Beschleuniger, aber wir haben verschieden ausgeprägte Empfindlichkeiten, die durch unterschiedliche Reize aktiviert werden können
Im Durchschnitt haben Männer empfindlichere Beschleuniger als Frauen und Frauen im Durchschnitt empfindlichere Bremsen. Das kann aber durchaus umgekehrt sein. Die Variabilität innerhalb von Frauen bzw Männern ist nämlich sehr hoch.
Warum wir empfindlichere Bremsen haben ist schwierig genau zu erforschen. Ich gehe aber stark davon aus, dass es an der wesentlich stärkeren gesellschaftlichen, kulturellen, medizinischen und moralischen Vorgaben liegt, die in unsere Köpfe schon seit Kindheit eingepflanzt werden
Was meine Bremse bzw meine Beschleuniger aktiviert ist erlernt, denn das Brems-und Beschleunigungssystem brauch Input, also Erfahrungen, um sich überhaupt erst zu entwickeln
Einige Studien an Ratten des Kanadischen Forschers Pfaus haben diese erlernten Bremsen und Beschleuniger nachgewiesen.
Die Forscher haben Ratten für ihre erste sexuelle Erfahrung kleine Jacken angezogen. So hat die Ratte die Jacke mit Geschlechtsverkehr verknüpft und die Jacke wurde damit einem Reiz, der den Beschleuniger aktiviert.
In einem Folgeexperiment wurde sogar aus der Ratte ohne Jacke eine Bremse, indem die sexuelle Erfahrung mit einer Ratte ohne Jacke mit einer negativen Erfahrung verknüpft wurde. Pfaus glaubt, so auch die Entstehung eines Fetisch erklärt habe.
Wichtiger ist wohl zu wissen, dass solche Dinge eben erlernt sind und oftmals bevor wir es selber bestimmen können, also vor der Pubertät
Wenn einem kleinen Mädchen, dass dabei gesehen wird, wie es seine Klitoris an einem Sofakissen reibt gesagt wird, “hör damit auf, das gehört sich nicht”, kann daraus eben eine Bremse entstehen, wodurch die Masturbation oder die Stimulation der eigenen Klitoris während des Sexes als etwas ungehöriges definiert.
Einer der stärksten verankerten Bremsauslöser ist übrigens Ekel. Ekel ist ein sehr starker Vermeider. Ganz schlimm ist es, wenn es den eigenen Körper und Körperflüssigkeiten betrifft. Oft geht es da um eigene Körperbilder (zu dick, zu kleine Brüste, zu große Vulvalippen) und um Sexpraktiken, die mit Körperflüssigkeiten zu tun haben, wie oral oder Analsex.
Irgendwann haben wir von Mitschülern, Eltern oder anderen Personen, die uns wichtig waren, gelernt, dass dies oder jenes “schmutzig”, dreckig oder widerlich ist. Wenn das einmal vorkommt, mag es keinen Einfluss haben, aber wir lernen eben durch Vorbilder
Es stellt sich die Frage, ob Bremsen und Beschleuniger, die so tief in uns verankert sind, sich überhaupt beeinflussen lassen?
a. Das Brems- bzw Beschleunigssystem kann man nicht ändern, aber dessen Ausprägung, also wie sensible man reagiert und man kann auf die auslösenden Reize eingehen, [15]
b. Wenn z.B. die Angst vor Schwangerschaft eine große Bremse darstellt, dann kann ich diese Bremse reduzieren, indem ich mich mit meinem Zyklus beschäftige, die Optionen an Verhütungsmittel kenne und etwas, was mir taugt anwende. Am besten tauscht man sich natürlich darüber mit dem Partner aus.
c. Grob gesagt kann man insofern man das denn möchte, Reize, die die Bremse aktivieren reduzieren und Reize, die mich sexuell erregen verstärken
Context
Ein wichtiger Aspekt meiner Lust sind die mich umgebenden Umstände, also der Kontext um mich herum. Der Kontext ist häufig das, was eine Bremse aktiviert
Wenn der Kontext für mich nicht stimmt, kann der Beschleuniger bis zum Anschlag durchgetreten sein und ich bekomme trotzdem keinerlei Lust auf Sex, denn die Bremse blockiert alles
Wenn eine Frau gestresst ist durch das Leben, die Arbeit oder den Kindern, kann der erotischste Film oder das zärtlichste Bemühen deines Partners diese Bremse nicht lösen.
Wie bei anderen Empfindungen auch, ändert Kontext alles.
20Grad fühlen sich an einem heißen Sommertag kühl an und an einem Wintertag wohlig warm.[16] [17]
Wenn mein Freund mich im romantischen Beisammensein kitzelt kann dies eine süße Annäherung sein, während es einfach nur nervt, wenn wir gerade gestritten haben[18]
Wie stark meine Bremse ausgeprägt ist, hängt von dem wahrgenommenen Risiko ab.
Wenn meine Bremse auf Angst vor Geschlechtskrankheiten sehr sensibel reagiert, kann das in verschiedenen Kontexten stärker oder schwächer meine sexuelle Antwort beeinflussen. So bremst diese Angst meine Lust vermutlich sehr stark, wenn ich weiß, dass mein Partner Kondome hasst, gerne auch mit anderen Frauen schläft und schon mal Geschlechtskrankheiten hatte, während jemand, der stets monogam war und immer mit Kondom schläft, ist meine Bremse vermutlich nicht so sehr aktiviert.
Welcher Kontext, welche Umstände für mich relevant sind, hängt von vielen Faktoren ab. Im Podcast rund um weibliche Sexuaität habe ich schon die moralischen, medizinischen und medialen Einflüsse erwähnt, die wir mit uns rumtragen
Da Kontext so wichtig ist und die Umstände uns häufig auf die Bremse treten lassen, wirken so Pillen wie Viagra eben nicht bei uns.
Viagra[19] kann auch bei Frauen die Durchblutung der Schwellkörper beeinflussen, aber dadurch bekomme ich noch lange keine Lust. Naja, bei einigen sehr wenigen Frauen, mag das etwas bewirken, aber da bei uns das Lustproblem wie gesagt eher an Bremsen als am Beschleuniger liegt, versucht das medikament ein Problem zu lösen, das es gar nicht gibt
Viagra wirkt übrigens auch bei ca. ⅓ der Männer mit Erektionsstörungen nicht
Würde man die existierenden Pillen mit warmen Socken und erotischem Setup im Schlafzimmer vergleichen, bin ich mir ziemlich sicher, welche Variante effektiver lust stimulierend ist.
Wenn sich Sex nicht toll anfühlt, heißt das nicht, dass irgendwas an mir nicht richtig ist. Vielleicht haben sich die Umstände geändert. Wenn man 20 Jahre verheiratet ist, kann das erregendste ein One-Night-Stand sein, für andere ist zärtlicher Sex in einer langen monogamen Beziehung das Glück auf Erden und für andere ist es beides nur an verschiedenen Punkten im Leben.
Wenn wir lernen, welche Umstände uns die Welt als einen sex-positiven Raum wahrnehmen lassen, können wir den Kontext so verändern, dass wir unser sexuelles Potential erreichen und damit unser sexuelles Ich[20]
Responsive
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Lust ist der Unterschied zwischen spontaner Lust und reaktiver Lust, der besonders von Rosemary Basson beschrieben wurde.
Spontane Lust wäre die Lust, die mich überkommt und mich stimuliert auf meinen Partner zuzugehen und ihm zu verdeutlichen, dass ich Lust auf Sex habe
Reaktive Lust dagegen ist eine Lust, die kommt, wenn ich von meinem Partner Zeichen bekomme, körperlich, verbal oder sonst irgendwie, die mir verdeutlichen, dass er Lust auf Sex mit mir hat.
Laut Dr. Nagosky haben ca. 30% eine vorwiegend reaktive Lust, 15% spontane Lust und ca. 5% gar keine Lust. Der Rest liegt irgendwo dazwischen, also mal mehr reaktiv, mal mehr spontan. Bei Männern ist das Entstehen der Lust in ca 75% spontan.
Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass mein Partner wenig reaktiv reagiert und sich wirklich nicht leicht zu Sex überreden lässt, wenn ER keine Lust hat. Und ich glaube meine Zeichen waren durchaus deutlich
Neuere Studien zeigen übrigens, dass bei uns naheliegenden Affen, die weiblichen Tiere häufiger die Initiatorinnen sind, auch wenn man vorher vom Gegenteil ausging. In vorherigen Studien wurden Zeichen wie Kraulen des Fells von den Forschern nur nicht als sexuelle Aufforderung wahrgenommen.
Also wie so oft werden Ergebnisse von Forschung mit den eigenen Vorstellungen im Kopf interpretiert.
Da bedarf es dann vielleicht mal einer weiblichen Forscherin, die mal etwas genauer hinschaut ob wir wirklich so unspontan sind oder vielleicht manche Männer einfach nur sehr unempfindlich auf diese subtilen Reize
Eine Forscherin zog ähnliche Rückschlüsse aus dieser Affenstudie, nämlich, dass Frauen genauso oft oder sogar öfter als Männer spontane sexuelle Lust verspüren, diese aber wegen gesellschaftlicher Konventionen unterdrücken (don’t be a slut)[21]
Nach Rosemary Basson haben Frauen öfter spontant Lust auf Sex, wenn sie gerade eine neue Beziehung haben oder eben um den Eisprung herum sind
Pfaus (der erwähnte Rattenforscher) glaubt, dass Frauen in Zukunft ein ähnliches sexuelles Verhalten wie Männer an den Tag legen werden. also mehr Männer klar machen, Gelegenheitssex suchen und sich vor den Hausaufgaben masturbieren.
Nicht sicher, ob unsere Reise wirklich in diese Richtung geht.
Ich mag jedenfalls meine spontanen und reaktiven Seiten, zuerst zu begehren und zuerst begehrt zu werden. Daher ist es für mich überhaupt nicht sluty, wenn ich meiner spontanen Lust Ausdruck verleihe und auch nicht antifeministisch, wenn ich erst ein wenig umgarnt werden möchte.
Monogamie
In der Menschheitsgeschichte ist Monogamie nur ein Bruchteil der gelebten Beziehungsart. Auch im Tierreich ist es die Ausnahme. Nur ca. 5% der Säugetiere leben monogam. Dennoch glauben wir häufig, dass Monogamie “the holy grail” ist, das höchste der Beziehungsebenen, jedenfalls wurde uns Frauen das so eingetrichtert.
Die Ursache der “Monogamie Bewegung” waren vermutlich hauptsächlich kulturelle Faktoren
Während fremdgehen bei Männern fast schon toleriert wird (“er kann ja nicht anders”), machen sich Frauen ein viel schlechteres Gewissen, weil das einfach nicht richtig ist.
Abgesehen von dem Glauben, dass wir Frauen weniger Lust haben, wird oft gesagt, dass wir den Partner fürs Leben suchen, während Männer wesentlich mehr auf sexuelle Abenteuer aus sind
Die Anthropologin Wednesday Martin hat sich die Forschung über Langzeitbeziehung angeschaut und viel darüber geschrieben, wie Monogamie eher was für Männer als für Frauen ist bzw dieses Beziehungsmodell sehr viel mehr Vorteile für Männer als Frauen hat.
Eine große Studie aus Großbritannien ergab, dass Frauen mit drei oder mehr Partnern im letzten Jahr seltener einen Mangel an Lust auf Sex angaben als solche mit nur einem Partner. Diesen Zusammenhang gab es umgekehrt nicht bei Männern.[22]
Das ist kein Aufruf an alle Frauen, mal fremd zu gehenj, aber auf alle Fälle dazu, dies weniger zu urteilen.
Die Beziehungsforscherin Dr. Terri Conley hat in ihren Studien monogame mit polygame Beziehungen verglichen und keine der Beziehungsart hat sich als überlegen herausgestellt
Sie fand zudem heraus, wie vorurteilsbehaftet die Beziehungsforschung ist und schon anhand von bestimmten Fragestellungen nicht-monogame Beziehungen negativ verurteilt werden. Deshalb sollte man Forschungsergebnisse über die Bewertung von monogamen versus anderen Beziehungsformen vielleicht nicht so ernst nehmen sollte
Die erwähnte große Bevölkerungsumfragen in Großbritannien bestätigen, dass in Partnerschaften mit jungen Kindern, die Lust der Frau sinkt, während sie für den Mann gleich bleibt. Ob das daran liegt, dass Frauen einfach einen Großteil der Fürsorge übernehmen ist noch nicht erwiesen, aber sehr gut möglich[23]
Hormone wie Dopamin, Norepinephrine, and Serotonin lassen uns bei Beginn einer Beziehung sehr viel Lust entwickeln.
Diese kann man übrigens wieder für den langjährigen Partner ausschütten, wenn man was neues aufregendes gemeinsam anfängt. Wie wäre es mit einem Fallschirmspringer Kurs Schatz!
Discordance
Einen letzten mir wichtigen Punkt wollte ich noch ansprechen, um mit einem gefährlichen Mythos aufzuräumen.
Von Pornos, Romanzen und leider auch Aufklärungsunterricht lernen wir, dass die weibliche genitale Reaktion auf sexuellen Input, also das Feucht werden gleichbedeutend ist wie sexuell erregt zu sein.
Das ist falsch. Es kann zwar zusammenhängen, tut es aber meist sogar nicht.
Das wohl bekannteste Experiment, dass diese sogenannte Diskordanz verdeutlichte stammt von der Sexualforscherin Meredith Chivers, die Männern und Frauen verschiedene Bilder zeigte und dabei die genitale Antwort gemessen hat, also bei Frauen Schwellen der Vulvalippen und feucht werden, bei Männern Erektion eines Penis).
Auf den gezeigten Bildern war verschiedenes abgebildet: ein nackter athletischer Mann am Strand, mal Sex zwischen Frau und Mann, Sex mit zwei Männern, zwei Frauen und sogar Sex zwischen Affen
Nach jedem Bild gab die BetrachterIn auf einer Skala an, wie sexuell erregend sie die Bilder empfanden
Bei Männern ergab sich in ca 50% eine Übereinstimmung zwischen der körperlichen Reaktion, also der Erektion und der gewertete Erregung anhand der Skala
Bei Frauen sind es nur 10%!
Das 90% der Fälle gab es keine Übereinstimmung, entweder die Frau wurde Feucht, war aber sexuell nicht erregt oder sie empfand sexuelle Erregung, zeigte aber keine körperlichen zeichen[24]
Das bedeutet, dass meine feuchte Vulva noch lange nicht aussagt, dass ich sexuell erregt bin, sondern nur, dass mein Körper auf einen sexuell relevanten Trigger reagiert
Sexuelle Erregung passiert nämlich im Kopf, nicht in meiner Vulva und hat mit meinen Vorlieben zu tun
Ich kann beim lesen von einem Erotikroman wie 50 shades of grey feucht werden und es trotzdem überhaupt nicht sexuell erregend finden, weil deren Sexpraktiken einfach nicht meine sind.
Es macht mich feucht, nicht heiß!!
Hier also drei wichtige Messages an die Welt:
a. Wenn ich feucht bin, heißt das nicht automatisch, dass ich sexuell erregt bin
b. Wenn ich feucht bin, heißt das nicht gleich, dass es mir gefällt
c. Und drittens, wenn ich feucht bin, heißt das noch lange nicht, dass ich meine Zustimmung gebe
Manche glauben wirklich, dass das feucht werden ein ehrlicher Indikator ist und wir unsere Wünsche nur kulturell unterdrückt haben. Dieser Glaube ist besonders gefährlich, wenn es um sexuelle Gewalt geht. Denn feucht werden während einer Vergewaltigungen heißt nicht, dass es gefällt!
Es ist ein Reflex und vermutlich eine Schutzreflex, weil Vergewaltigungen leider oft in der Menschheitsgeschichte vorkommen und das Feuchtwerden versucht, das körperliche Trauma, also die Verletzungen der Schleimhaut so niedrig wie möglich zu halten.[25]
Leider sind immer noch manche Männer enttäuscht, wenn die Frau nicht feucht wird, weil auch die Männer diesen Zusammenhang vermittelt bekommen. Daher ist es wichtig, dass auch mal anzusprechen und sich dann gemeinsam das beste Gleitmittel zu besorgen oder mehr Spucke zu nehmen
Zum Abschluss nochmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst.
“Am Ende, das wichtigste nochmal auf den G-Punkt gebracht”
● Einige Studien haben die negativen Auswirkungen der Pille auf unsere Libido untersucht. Große Studien fehlen und Gelder dafür wohl auch. Die Pharmaindustrie hat natürlich sehr wenig Interesse an solchen Studien.
● Wir haben alle Bremsen und Beschleuniger. Wenn wir weniger Lust auf Sex haben, liegt es viel häufiger daran, dass uns etwas bremst, als dass es uns an Lust mangelt
● Vielleicht fühle ich mich in einer monogamen Langzeitbeziehung am wohlsten. Vielleicht aber auch nicht. Es gibt keine Belege dafür, dass nur EIN sexueller Partner für ewig Frauen am glücklichsten macht
● Feuchtwerden bedeutet nicht, dass ich sexuell erregt bin, es mag oder zustimme. Deshalb ist es so wichtig, es dem Partner zu sagen, wenn etwas gefällt und noch wichtiger, wenn etwas nicht gefällt
● Wie, wann und wodurch ich erregt bin, Lust bekomme und zum Orgasmus komme ändert sich die ganze Zeit und das ist absolut normal, denn unsere Sexualität ist eng mit unserem Leben verknüpft und das ändert sich auch ständig.
Outro
Die wichtigsten Infos und Quellen zum Podcast und den erwähnten Test, um mehr über deine Bremsen-Beschleuniger zu erfahren findet ihr auf beingfemale.de. Ich möchte hier nochmal das Buch “Komm wie du willst” von Dr. Emily Nagoski empfehlen.
Wenn ihr Lust habt, etwas über eure Lust zu teilen, bestimmte Fragen oder Wünsche habt oder Feedback geben möchtet, schreibt eine Email an hallo@beingfemale.de.
Quellen zum Podcast
de Castro Coelho F, Barros C. The Potential of Hormonal Contraception to Influence Female Sexuality. Int J Reprod Med. 2019;2019:9701384. Published 2019 Mar 3. doi:10.1155/2019/9701384
Briken P, Matthiesen S, Pietras L, Wiessner C, Klein V, Reed GM, Dekker A: Estimating the prevalence of sexual dysfunction using the new ICD-11 guidelines—results of the first representative, population-based German Health and Sexuality Survey (GeSiD). Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 653–8. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0653Chivers, M. L., & Brotto, L. A. (2017). Controversies of women’s sexual arousal and desire. European Psychology, 22(1), 5–26. doi: 10.1027/1016-9040/a000274
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