Frausein - Eure Antworten


 

“… meine Stärken in ihrer weiblichen Ausprägung anerkannt zu bekommen”

Nina, 44

Frausein bedeutet für mich … meine Zartheit, mein Körper und Aussehen, meine Fürsorglichkeit und Mütterlichkeit, meine Stärke und die Fähigkeit, Schmerz auszuhalten und zu überwinden, die Fähigkeit viele Dinge gleichzeitig konzipieren, organisieren und koordinieren zu können. Und die Ruhe, Macht nicht durch Kampf sondern durch Einfühlungsvermögen auszuüben.

Das ist mir wichtig, um mich als Frau zu fühlen … für und mit meinen weiblichen Eigenschaften respektiert und begehrt zu werden, in meiner Zartheit Schutz zu finden, meine Stärken in ihrer weiblichen Ausprägung anerkannt zu bekommen.

In diesen Situationen fühle ich mich besonders als Frau … als Mutter meiner Kinder, beim Sex, wenn ich meine Tage habe.

Diese Aspekte des Lebens, diese Dinge und Gefühle assoziiere ich mit Frausein … Gespräche und Treffen mit Freundinnen, Mutterliebe, Hingabe.

 

“Frausein = alles können, nichts müssen!”

Martina, 46

Frausein bedeutet für mich … Alles können, nichts müssen: schön, stark, erfolgreich, schwach, Mama, sexy, sportlich usw. sein.

 

“Stärke in vermeintlicher Schwäche”

Carolin, 44 

Frausein bedeutet für mich … gefühlvoll, empathisch, emotional, sinnlich und intuitiv zu sein und gleichzeitig auch stark, entscheidungsfreudig und voller Energie zu sein und so auch wahrgenommen zu werden. Letzteres ist leider manchmal nur mit viel Kraftanstrengung und Kampf möglich. Quasi unter Aufgabe des Weiblichen / des Frauseins.

Zur Frau machen mich … Sinnlichkeit, Anmut, Einfühlungsvermögen, Innerlichkeit, Intuition, Stärke in vermeintlicher Schwäche. 

Das ist mir wichtig, um mich als Frau zu fühlen … Geborgenheit, vertrauensvolle Beziehungen, Akzeptanz, um Schwäche zeigen zu können ohne Stärke zu provozieren. 

In diesen Situationen fühle ich mich besonders als Frau … Wenn ich so sein kann wie ich bin, keine Rolle spielen muss; in meiner Weiblichkeit nicht auf das Aussehen reduziert werde; als attraktiv wahrgenommen werde; beim Flirten; als Mutter, wenn ich bewundernd sehe, wie meine Mädels groß werden - wissend dass ich ihnen das Leben geschenkt habe.

 

“have to make up for the missing y-chromosome”

Susanne, 32

Frausein bedeutet für mich, die gleichen Rechte, aber auch die gleichen Pflichten wie meine xy-chromosomalen Counterparts zu haben. Daher würde ich eher sagen, dass es mir wichtig ist mich nicht anders zu fühlen, als ein Mann, sondern im Gegensatz dazu gleichberechtigt aber eben auch im gleichen Stand Dinge zu erreichen (egal ob physischer, psychischer oder sonstiger Natur). 

Die Dinge die ich damit assoziiere "Frau zu sein" sind eher negativ konnotiert (Glass ceiling, imposter, biological weakness, moodiness, etc.) und mit vielen Pflichten einhergehen (erfolgreich sein, gleichzeitig Familie haben und aufbauen, gut gekleidet, schlank bleiben, etc.) und erst an zweiter bzw. dritter Stelle würden mir Dinge wie Wärme, Familie, Nestbau etc. einfallen. 

Daher würde ich "Frausein" für mich erst einmal nicht mit "Stolz" assoziieren, sondern mit einem "have to make up for the missing y-chromosome". 

 

“... körperliche Aspekte wie Brüste, lange Haare, Make up, Beauty Themen allgemein”

Nina, 41

Ich brainstorme mal drauf los: körperliche Aspekte wie Brüste, lange Haare/Frisuren, Make up, Beauty Themen allgemein. 

Am meisten allerdings fällt mir der Unterschied zum Mann beim Thema Kinder und Familie auf. Als Frau habe ich (ich spreche nur für mich) vermeintlich bessere(?) bzw. schneller ausschlagende Antennen für meine Kinder. Im Sinne von, es geht ihnen gut/nicht gut, irgendwas ist los, ich muss mal nachhaken etc. Auch den Gesamtüberblick im „Familienunternehmen“ habe eher ich als Frau. Der mental load ist einfach um ein vielfaches höher.. Das nervt häufig, gleichzeitig ist es auch eine offensichtlich besser ausgeprägte Kompetenz (den Gesamtüberblick zu behalten und immer on zu sein), den wir Frauen da haben.

Wenn ich an den Aspekt Frau, mich gut und attraktiv zu fühlen, denke, dann hängt das immer mit meiner Ernährung zusammen (mein Körper arbeitet und verdaut zuverlässig), ich habe also bspw. keinen Blähbauch wegen Unverträglichkeiten oder sowas. Und wenn ich regelmäßig Sport mache und mir mentale Auszeiten (baden, malen, schreiben etc.) nehme, bin ich bei mir und kann mich attraktiv und in meiner Mitte fühlen. Für mich persönlich ist auch meine Persönlichkeitsentwicklung extrem wichtig, die auch neben o.g. zu meinen Top Wohlfühlprios gehört. Und Austausch mit FreundInnen natürlich, lachen etc.

 

“Mich-als-Frau-fühlen ist sehr stark mit körperlichen Aspekten verbunden”

Tina, 50

Tatsächlich ist für mich das Sich-als-Frau-fühlen sehr stark mit körperlichen Aspekten verbunden: Kinder bekommen, stillen, Schwangerschaft, Periode. Es ist also erstens ein exklusives Gefühl, das sich auf die Dinge bezieht, die nur Frauen erleben können und scheint gleichzeitig sehr Mutterschafts-orientiert. Ich habe mich deshalb gefragt, was ich sagen würde, wenn ich keine Kinder hätte. Dann würde ich mich ja auch als Frau fühlen. Da wird’s sehr schwer. Ich würde sagen: Beim Sex. 

Ich glaube, es liegt ein bisschen daran, dass ich sehr wenig rollenkonform aufgewachsen bin. Die Mutter meiner Mutter hatte schon einen eigenen Beruf und Abitur, als das noch sehr ungewöhnlich war. Die Mutter meines Vaters ebenso. Sie hat sich außerdem in Dritten Reich von einem Nazi scheiden lassen, auch eher ungewöhnlich. Der Vater meiner Mutter hatte das Motto, kriegsbedingt: Jede Frau muss ihren Mann stehen können, sprich: für sich selbst sorgen können. Als meine Mutter Krankenschwester werden wollte, hat er gesagt: „Bist du verrückt? Werd doch lieber Ärztin. Sonst musst du dir dein ganzes Leben etwas von Leuten sagen lassen, die dümmer sind als du.“ 

Mein Vater hat mit großer Selbstverständlichkeit für mich gekocht, mich gewickelt und mich im Kinderwagen herumgefahren. Meine Mutter war mit 35 die jüngste Chefärztin in NRW und alleinerziehend. In meiner Kindheit hat weder Feminismus eine Rolle gespielt, noch gab es unterschiedliche Anforderungen an Jungs und Mädchen. Ich erzähle das so ausführlich, um zu sagen: Frausein war für mich immer etwas ganz selbstverständliches, ich habe wenig darüber nachgedacht und es nie als Nachteil empfunden.

Typisch weiblich würde ich sagen, ist das Bedürfnis, gemocht zu werden und seine Leidenschaft eher auf Menschen, als auf Dinge und/oder abstrakte Ziele zu richten. Das ist, je nach Kontext, auch gleichzeitig die größte Stärke und Schwäche von Frauen.

 

“Wie finde ich zu mir selbst?”

Maya, 41

Frausein für mich bedeutet ich-selbst sein zu dürfen, meine Persönlichkeit zu entfalten mit einer selbstbestimmten und selbstbewussten Haltung, aus meinen Stärken, neue Energie zu gewinnen und meinen Schwächen mit Nachsicht zu verzeihen. Aber bin ich das? Warum gibt es so viel Unzufriedenheit mit mir, mit meiner Beziehung und mit der Welt um mich herum. Wessen Wünsche versuche ich zu erfüllen? Wie finde ich aus dem Labyrinth an Erwartungen heraus, die ich mir aufbürde? Wie werde ich ich? 

 
 

“Meine Weichheit, Zartheit, Einfühlsamkeit leben”

Monique, 44

Frausein bedeutet für mich … Mir selbst zu erlauben meine Frau zu stehen aber dennoch in weiblichen Attributen; meine Weichheit, Zartheit, Einfühlsamkeit, Diplomatie, Rückzug zu leben.

Weiblich sein auch im äußeren Erscheinungsbild.

Ich finde man darf damit anfangen, sich selbst zu lieben, seinen eigenen Körper zunächst zu erkunden und vollstens zu verstehen. Verstehen warum Sex / Sexualität für uns so wichtig ist und wie man Sex so praktiziert, dass er uns Frauen dienlich ist!

Durch Sexualität darf Frau so wie sie ist in ihrer Stärke kommen und ihre Frau stehen ... auf weibliche Weise ... ruhiger, zarter, diplomatischer, flexibler, intuitiver, tiefer, verbundener mit etwas Größerem , innerlich wissend und verwurzelt handelnd. Dazu bedarf es die Bereitschaft anzuerkennen und zu erlauben wie unser Wesen wirklich ist! Das beginnt mit unseren Körpern ... und mit unserem Inneren!

 

“life giving, nurturing, powerful”

Karoline, 42

Auf jeden Fall ist es mir wichtig, dass ich unabhängig bin und mich frei entfalten und ausdrücken kann. Ob das nun im klassischen Sinne feminin ist oder nicht ist unwichtig - aber die Freiheit das zu sein was ich selbst will ist wichtig. Am meisten als Frau habe ich mich in meiner Schwangerschaft und besonders bei der Geburt gefühlt - life giving, nurturing, powerful.

 

“Ich bin sehr froh, dass ich mich auch ohne die Mutterrolle gleichwertig als Frau fühlen kann”

Katja, 48 

Was macht mich zu einer Frau?
Vom Äußeren her in einem weiblichen Körper zu stecken. Vom Inneren her eine große Tiefe von Empfindungen zu spüren und stark auf mein Umfeld und meine Mitmenschen einzugehen und mich um meinen ‚tribe‘ zu kümmern. 

Ein Großteil sind sicherlich anerzogene Rollenmuster. Aber ich denke, schon, dass Frauen eine genetische Gabe haben, sich um das emotionale Wohlergehen ihres Tribes zu kümmern und die besseren Kommunikatoren sind.

Für Frauen ohne eigenen Kinder fällt die sicherlich wichtige Identifikationsrolle als Mutter weg. Das macht es vielleicht etwas schwerer seine Identität als Frau zu finden. Das Thema hatte ich auch mal eine kurze Zeit. Aber als ich realisiert habe wie stark diese Identität ja auch stark gesellschaftlich getrieben ist, bin ich sehr froh, dass ich in unserer offenen Gesellschaft mich auch ohne diese Rolle gleichwertig als Frau fühlen kann.

Was ist mir wichtig, mich als Frau zu fühlen?
Für die oben genannten Charakteristiken geschätzt, respektiert und geliebt zu werden und mein volles Potential auszuschöpfen unabhängig vom Geschlecht.

In welcher Situation fühle ich mich am meisten als Frau?
Wenn ich mit einem Mann zusammen bin - im Kontrast und dem Komplementären der Geschlechter.

Welche Aspekte des Lebens, Dinge, Gefühle assoziierst Du damit, eine Frau zu sein?
In der Sexualität, Mode, mit meinen Freundinnen, durch die emotionalen und körperlichen Zyklen durch die man als Frau jeden Monat, aber auch im Leben durchschreitet, zu gehen, oft einen breiteren Blickwinkel auf das Leben zu haben, Empathie und Wohlergehen anderer, Geben, Grenzen auszuloten und zu setzen, ‚multitasking‘ zu sein, auf meinen Körper und meine innere Stimme zu hören, Harmonie und Balance für sich und in seiner Umgebung, ein große innere Stärke und Resilienz.

 

“Was heute mein Frausein ausmacht ist, ich selbst zu sein als Frau.”

Anna

Bei mir ist das ein bisschen komplizierter, bin nämlich Trans.

Für mich war es schrecklich in meinem männlichen Körper; gerade als in der Pubertät die Änderungen extrem sichtbar wurden: Bartwuchs, Stimmbruch, breite Schultern. Das war für mich ein Gang durch die Hölle.

Als ich dann die Hormontherapie begonnen habe und die ersten Veränderungen gesehen habe wie feinere Haut, mehr Hüften, feinere Haarstruktur und Brustwachstum, da war ich dann frei und nach meiner OP war das ganze dann noch viel besser. Ich glaube auch, dass mich dieses positive Gefühl gegenüber von früher Frau sein lässt. Ich bin jetzt glücklich und liebe es jetzt einfach ICH zu sein.

Was macht heute dein Frau sein aus?

Was heute mein Frau-sein ausmacht ist, ich selbst zu sein als Frau. Wenn ich in den Spiegel sehe bin ich glücklich darüber wer aus mir geworden ist. Ein weiterer Punkt der mich heute als Frau fühlen lässt ist, dass ich einfach auch als solche wahrgenommen werde und dadurch auch das Gefühl habe Frau zu sein. Natürlich spielen auch körperliche Dinge eine Rolle, also Brüste, weiblichere Gesichtszüge, mehr Po und Hüfte, meine Vag.

Wie haben sich die Reaktionen verändert deiner Umgebung aber auch dir selbst dem anderen und gleichen Geschlecht gegenüber?

Die Reaktionen meiner Umgebung also meiner Mitmenschen ist tatsächlich anders. Während ich als Mann eher untergegangen bin, werde ich als Frau öfter auch so an der Straße angesprochen. Nicht Mal nur von Männern sondern generell einfach öfter. Meine Reaktion gegenüber dem anderen Geschlecht (also Männern) ist seit meinem Outing tatsächlich etwas skeptischer geworden, nicht viel aber vielleicht einfach weil Männer tatsächlich viel öfter Probleme damit haben, mich als Frau zu sehen, wenn sie meine Vorgeschichte kennen, als Frauen. Das hat aber insofern nichts mit dem Gefühl zu tun Frau zu sein, sondern ist gesellschaftlich bedingt, weil Transsexualität immer noch ein heikles Thema in unserer Gesellschaft ist.

Gibt es Gefühle, die für dich das "Frausein" besonders ausmachen?

Ich persönlich denke, dass es ein universelles Gefühl von Weiblichkeit oder Frausein nicht gibt. Genauso wenig wie umgekehrt also Männlichkeit bzw Mannsein. Jeder sieht sich selbst anders und empfindet anders. Für jede Frau ist Frausein etwas komplett anderes. Während die eine es an der Sexualität festmacht, geht es der anderen um ausgeprägte Emotionen und noch einer anderen um die körperliche Erscheinung. Oder vielleicht sogar eine ganz bunte Mischung aus all diesen Dingen. Für mich beispielsweise genügt es, wenn ich als Frau wahrgenommen werde um glücklich zu sein und mich dann auch als Frau zu fühlen.

Dinge die leichter oder sogar schwieriger geworden sind?

Es ist sehr viel einfacher geworden. Ich komme tatsächlich mehr mit Menschen in Kontakt (siehe oben) und es ist leichter geworden offener mit Gefühlen umgehen zu können. Das ist als Junge in der Gesellschaft tatsächlich immer noch etwas was als "mädchenhaft" gesehen wird. Natürlich gibt es da noch mehr aber um nur einige zu nennen.

Schwieriger ist es jetzt bei körperlichen Dingen wie Sport oder schweren Dingen heben. Seit der Hormontherapie merke ich, dass ich enorm weniger Muskeln und weniger Ausdauer habe.  Wahrscheinlich dadurch bedingt, dass ich einfach weniger Testosteron in mir habe als früher. Was auch schwieriger ist ist das freie Essen. Während ich früher essen konnte was ich will, ist es heute schwierig, schlägt gleich auf Hüfte, Po, Bauch. Hier liegt’s einfach am Östrogen. Gibt natürlich auch hier mehreres wie bei dem was einfacher ist aber dann würde ich Bücher schreiben.