“Ich will jetzt keinen Sex! Ich will das nicht” Lea, 33
[ANMERKUNG: In dieser Story geht es um Vergewaltigung. Achte auf dich und deine Gefühle und lese die Geschichte nur, wenn dich solche Inhalte nicht zu sehr belasten.]
Einsam verbrachte ich die letzten Schultagen des Sommers. Es war kurz nach meinem 17. Geburtstag. Die Schulzeit endete, die für mich nicht gerade schön war. Viele hänselten mich. Machten meinen Kleiderstil und meine Haare runter und taten so, als wäre ich geistig zurückgeblieben. Als könnte ich das, was sie können, niemals hinkriegen. Und liessen mich immer außen vor. Was bewirkte, das ich mich verschloss. Warum sollte ich mich ihnen Öffnen, wenn sie sowieso nichts von mir wollten. Und ich blieb still. Dennoch sehnte ich mich förmlich danach, gesehen zu werden. Ich wollte Freundschaft. Auch wenn ich mich schwer damit tat, sie zu finden.
Er kam am Bahnhof auf mich zu, als ich gerade nach Hause eilen wollte und frage nach meiner Nummer. Ich war etwas irritiert und verunsichert. Aber er sagte mir mehrmals, er wolle nur mit mir Essen gehen. An mehr wäre er nicht interessiert. Und dass ich interessant auf ihn wirke. Nach all der Ablehnung in meiner jahrelangen Schulzeit, hatte mich das so überrascht und fasziniert, dass mich jemand so kennenlernen wollte wie ich war, das ich ihm meine Nummer gab.
Er versicherte mir am Telefon, dass wir uns wie “normale” Leute kennen lernen würden.
Ich freute mich, Freundschaft zu knüpfen. Und dachte in den nächsten Tagen darüber nach in welches Restaurant wir wohl gehen würden. Ich war nämlich ein sehr nachdenklicher Mensch und wußte gern im voraus was mich erwartet. Und dann rief er an. Er versicherte mir am Telefon, dass wir uns wie “normale” Leute kennen lernen würden. Und darauf bestimmt eine gute Freundschaft entstehen würde. Er wollte mich an einem anderen Bahnhof treffen und dort auf mich warten. Ich wurde nervös, weil ich in meinem ganzen Leben noch nie mit Freunden in den Ausgang gegangen war. Weil ich noch nie welche hatte. Und allgemein verunsicherten mich die Menschen. Da ich nie wusste, was sie über mich dachten. Aber bei ihm wusste ich: er interessierte sich für mich. Und dass er mich sah, fand ich schön. Also stand ich kurze Zeit später am Bahnhof, wo er mich auch schon abholte.
Er zog mich an der Hand mit sich, während er versuchte mich zu überreden.
Ich schätzte ihn zwischen 25 bis 30 Jahre alt. Wir fuhren mit dem Bus. Und spätestens da hätte ich auf mein Bauchgefühl hören sollen. Denn er fuhr schwarz und zwang mich, das auch zu tun. Und ich verstieß sonst nie gegen ein Gesetz. Denn das hieß, dass man eine Strafe bekam. Strafe hieß: Ablehnung. Und das ertrug ich nicht so gut. Nervös wie ich war, stiegen wir aus. Und zu meiner Überraschung standen wir vor seiner Wohnung.
Er erklärte mir, dass wir bei ihm was Essen konnten. Er hätte auch gutes Essen bei sich zuhause. Das ungute Gefühl in mir verstärkte sich.
Doch er zog mich an der Hand mit sich, während er versuchte mich zu überreden. Obwohl er mich schon mit sich zog. Angst machte sich breit. Und die größte aller Ängste war, mich zu wehren. Ich wollte nicht nein sagen, weil ich ganz genau wusste, dass ich einen schüchternen Charakter hatte. Und weil ich wegen meiner Schulzeit-Erfahrungen so zurückhaltend war, ließ ich zu, dass er mich mitnahm. In meiner Schulzeit hatte ich gelernt, du musst dich anpassen. Oder sie hassen dich! Und so begann der Kampf in mir drin zu toben.
Ich wollte kein Angsthase mehr sein.
Dann standen wir in seiner Wohnung im Flur und er schloss die Tür auf. Unsicher hafteten meine Augen auf ihm. Bis er auf mich zukam, ich rückwärts wanderte und ich dann eingeklemmt zwischen ihm und der Wand kauerte. Dunkle Augen glitten von meinem Gesicht langsam hinunter und wieder hoch. Er begutachtete mich. Ich schwieg und versuchte die Unsicherheit in meiner Stimme zu verbergen. „Wollen wir was Kochen?“ haspelte ich hervor, um aus dieser Lage irgendwie eine angenehmere zu machen.
Ich wollte kein Angsthase mehr sein. Ich wollte mich trauen und mich der sozialen Angst stellen. Er stimmte dann zu und wir kochten, wenn auch ziemlich schweigsam. Mir war das nur recht. Ich konnte nie gut Reden. Und vielleicht kamen wir am Esstisch mehr ins Gespräch. Ich wollte doch soziale Kontakte knüpfen und Freundschaft schließen. Sehr viele Mädchen auf der Welt haben Jungs als BESTE FREUNDE. Ich wusste, dass die Kumpel-Freundschaft auch so existieren konnte. Und das fand ich besser als nichts.
Wir aßen alles auf. Geredet wurde auch nicht viel. Wobei ich beim Essen sowieso nicht viel plappern konnte. Als wir so dasaßen ohne Regung, außer seinen merkwürdigen Blicken, wollte ich aufstehen und das Geschirr in die Küche räumen.
Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich das Geschirr in die Küche geräumt habe oder ob ich es stehen ließ. Abermals griff er mich am Handgelenk und zog mich in ein dunkles Schlafzimmer. Als er hinter mir die Tür VERSCHLOSS, nahm er mir meine Brille und ich konnte ohne beinahe nichts sehen. Er legte sie wohin, wo ich sie nicht sehen konnte und legte sich dann ins Bett. Wobei er meinen Zombie-artigen Zustand ignorierte. Und mich zu sich ins Bett zog.
„Nein. Was machst du denn? Ich will jetzt kein Sex! Ich will das nicht!“
Ich zitterte und mein Herz schlug wild. Und doch blieb ich wie ein Stück Stein. Erstarrt. Eingerostet und unbeweglich. Seine Lippen küssten meine. Und in meinem Kopf schrie ich: „Ich will weg! Dreh dich weg! Warum kann ich mich nicht bewegen?” Seine Hände fuhren unter mein Shirt, wo er meinen Busen begrabschte und zu fest zugriff. Als er dann zu meiner Hose wanderte und sie aufknöpfte, fiel die Trance von mir ab. Und abrupt saß ich kerzengerade. „Nein. Was machst du denn? Ich will jetzt kein Sex! Ich will das nicht! Und zudem bin ich noch minderjährig.“
Meine Hand stieß seinen muskulösen Oberkörper weg. Doch das brachte Null Komma Nichts. Er war zu stark. Und so drückte er mich wieder runter. Und lag wieder auf mir. „Nein! Ich will nicht! Wir kennen uns doch kaum.“
Er hörte nicht hin. „Ich will nicht. Ich will jetzt keinen Sex! Hörst du? Ich möchte jetzt nicht.“ Und abermals waren die Bemühungen, ihn von mir zu stossen zwecklos.
Und so folgten vaginal…anal…oral, was für mich schmerzhaft war
Meine körperlichen Anstrengungen waren zwecklos. Und meine Worte interessierten ihn nicht. Ich erinnerte mich, dass ich meine Hände um seinen Oberkörper schlingen musste, als er über mir war. An seinen schwitzigen Körper erinnere ich mich immer noch, als wäre es gestern gewesen. Immer wieder drehte ich meinen Kopf zur Seite. Zu mehr war ich nicht in der Lage, da er mich fest im Griff hatte. Ich war seine Gefangene. Und ich musste mich ihm ergeben. Die Angst brachte mich immer mehr dazu, mich körperlich zu wehren. Weil ich die ganzen Mobbing-Sprüche normalerweise von mir abprallen ließ, war dies ungewöhnlich für mich. Aber dies konnte ich nicht einfach an mir abprallen lassen. Das waren keine Worte. Das waren TATEN. Doch wie schon erwähnt, halfen weder meine Worte, noch meine körperlichen Kämpfe, dass er dies beendete. Und so folgten vaginal…anal…oral, was für mich schmerzhaft war. Ich wollte mich vergeblich von ihm wegzerren. Als ich auf dem Bauch lag und er oberhalb von mir. Als wir beim Oralen landeten, wollte er mich zu sich ziehen, doch abermals stieß ich mich an ihm und an der Matratze von ihm weg. „Nein! Nein! Das mache ich nicht! Nein!“, wehrte ich mich. Aber ich hätte mir denken können, dass auch dies vergeblich war. Und er sich holte, was er von mir wollte.
Und so presste er mich an die Tür und war mir wieder viel zu nahe.
Dass er später ruhig neben mir lag, nutzte ich aus und stand hastig auf. Bevor er mich wieder zu fassen bekommen hätte. Ohne Brille suchte ich meine Kleider zusammen und zog mich an. Von Fluchtinstinkt getrieben. Doch er wanderte zum Bettende und wollte mich wieder zu sich ziehen. „Was machst du da?“, fragte er mich. „Ich ziehe mich an. Ich muss nach Hause.“, brachte ich raus. Und hoffte, nicht wieder in einen Zustand zu verfallen, der mich zu Stein verwandelt. Ich musste gehen. Komme was wolle. „Nein. Nicht. Du kannst jetzt nicht gehen.“, fing er an zu widersprechen. „Doch ich muss.“ „Nein. Du wirst hier bleiben.“ Ich trat zur Tür zurück, wich seinen Fangen aus. Er saß immer noch im Bett. Doch er merkte, dass er aufstehen musste, da ich bei meinem Leben nicht zu ihm laufen würde. Und so presste er mich an die Tür und war mir wieder viel zu nahe. Wegstoßen? Zwecklos. Dennoch versuchte ich es immer wieder. „Nein, hörst du nicht! Ich muss gehen! Meine Eltern suchen mich vielleicht schon. Ich gehe jetzt!“, versuchte ich so standhaft wie möglich zu verlangen. Und nach kurzem Zögern, merkte er, dass ich es ernst meinte und dass er weniger Spaß hatte, wenn ich mich so widerspenstig verhielt. (Was für mich immer noch ungewöhnlich war, mich körperlich zu wehren.) Aber er lies mich dann aus dem Schlafzimmer, überreichte mir sogar meine Brille und spazierte mit mir Richtung Flur. Wobei wir das Wohnzimmer durchqueren mussten. Da packte er mich abermals überraschend an der Hand und zog mich aufs Sofa.
Er umklammerte mich wie sein Kuscheltier und befriedigte sich selbst.
Ich in seinen Armen gefangen, schaltete er den Fernseher ein. Vielleicht sollte mich das entspannen und ruhigstellen. So hoffte er vielleicht. Aber ich nahm nur seinen nackten Körper hinter mir wahr. Und was er machte, brauche ich hier nicht zu beschreiben. Wieder versuchte ich, mich aus seinen Händen zu befreien. Ich wand mich. Drehte mich. Versuchte aufzustehen. Doch er hielt mich fest. Er umklammerte mich wie sein Kuscheltier und befriedigte sich selbst. Als er dann endlich ruhig neben mir lag, merkte ich, dass seine Arme etwas lockerer geworden sind. Und ich nutzte den Augenblick, sprang auf und eilte in den Flur. Dort zog ich mich an und war dabei meine Tasche zu nehmen, als er wieder vor mir stand. „Was machst du?“, wollte er wissen und fing mich schon wieder ein. Zwischen der Wand und ihm.
Und er verabschiedete sich mit den Worten, dass er sich sehr darauf freuen wird, mich wieder zu treffen.
„Ich will gehen.“, setzte ich meinen Standpunkt fest. Meine Stimme zitterte. Entschlossen wie noch nie. Und musste die Angst in mir unterdrücken, um nicht zusammenzubrechen. „Nein. Du bleibst!“, verlangte er.
„Nein. Ich will nicht! Und ich gehe jetzt! Genau jetzt! Oder willst du, dass die Polizei nach mir sucht?“ Er erstarrte kurz. Ich machte weiter. „Genau. Die Polizei sucht mich, wenn du mich nicht gehen lässt. Weil meine Eltern sich Sorgen machen werden. Und außerdem können wir uns doch wiedersehen.“ Diesen Satz benutzte ich als Ausrede. Natürlich ihn für immer vergessen wollen. Aber ich tat alles, um gehen zu können. Nach anfänglichem Zögern und dem Betatschen meiner Brüste, schloss er schlussendlich die Tür auf. Und er verabschiedete sich mit den Worten, dass er sich sehr darauf freuen wird, mich wiederzutreffen. Und dann ging ich heim. Ich war wie erstarrt. Ich war anwesend, doch alles geschah ohne mich. Als wäre ich nicht da. Aber doch irgendwie. Eine Art Trance würde ich sagen. Und ich wusste, was geschehen war. Doch in mir war alles gefroren und erstarrt.
Ich habe Angststörungen.
Einige Wochen später brach es wie eine Flutwelle auf mich ein. Ich weinte allein. Da es für mich unglaublich schwierig und eine Herausforderung ist, meine wahren Gefühle zu zeigen. Ich konnte es nicht aussprechen. So sehr ich mich auch bemühte. Die Worte blieben mir im Hals stecken und ich konnte einfach nicht sprechen. So schrieb ich meiner Ärztin eine kleine Notiz. Und es folgte, dass ich zu einer Beratungsstelle ging, wo ich ein bisschen erzählen konnte. Aber nicht so detailliert wie in diesem Text. Und es war so schwer, dass ich ebenfalls nicht sprechen konnte. Daraufhin fragte die Frau solche Fragen, die ich stumm mit Nicken oder Kopfschütteln beantworten konnte. Das war auch das letzte Mal, dass ich bei ihr war. Denn ich zog weg. Die Beratungsstelle war zu weit weg für mich, weshalb ich nicht mehr zu ihr gehen konnte. Und ich ging auch zu keiner anderen. Denn ich dachte mir, das geht schon vorbei. Ich täuschte mich und verfiel in eine Depression. Ich habe Angststörungen. Ich erschrecke bei jedem Geräusch. Bin so schreckhaft wie ein verängstigter Hund. Mit Männer allgemein geht es ein wenig besser als vor drei Jahren. Aber sobald es nur die leiseste Andeutung von irgendetwas Sexuellem gibt, ist es vorbei. Dann wird ein Hebel in mir umgelegt, der sendet mir das einzige Signal, was er kennt: Flucht! Hau ab und versteck dich! Gefahr!
Ich will wissen wie es ist, wenn Verkehr *schön* ist.
Auch schlafe ich schlecht und kann mich nicht entspannen. Immer geht in mir dieses Gefühl hoch, dass ich die Augen öffnen muss, weil ich angegriffen werde, sich jemand auf mich stürzt. Doch da ist niemand. In Träumen verfolgt es mich manchmal. Und sieht ein Mann ihm ähnlich, habe ich einen Film im Kopf, den sich niemand in Dauerschleife ansehen will. So wie ich. Ich will damit abschließen können, damit ich so wie andere auch eine Beziehung haben kann und mit einem Mann schöne Tage verbringen kann. Und mich allgemein glücklicher und weniger schreckhaft fühlen.
Ich will wissen wie es ist, wenn Verkehr *schön* ist.
Ich würde gerne das Gefühl kennen, beim *Akt* das Schönste der Welt zu empfinden. Doch dass kann ich nicht.
Hier mal eine andere Seite der Sexualität.
Erfahrungen sind prägend.