“BMW - Brett mit Warzen” Mia, 41

Ich hatte mir recht wenig Gedanken um meinen Körper gemacht bis zur Pubertät. Bis alle Brüste um mich herum zu wachsen begannen - außer meinen eigenen. Meine Mutter hatte schon sehr kleine Brüste und ich ahnte, dass sich da auch mir nicht viel tun würde. Ich ging in einer Kleinstadt zur Schule, wo solche Dinge nicht immer sehr feinfühlig von Jungs gehandhabt wurden. Ich war im Schwimmverein und im Sommer fast jeden Tag im Freibad. Der enge Badeanzug verzeihte und versteckte nichts und gemeine Jungs riefen mir “BMW - Brett mit Warzen” hinterher. Das hat mich mit 13 Jahren tief verunsichert. Ich war zunächst v.a. wütend aber es zeigte mir deutlich, dass nicht nur ich an meinem Körper zweifelte und ihn als unzureichend wahrnahm, sondern auch das männliches Umfeld, dem ich ja in dieser Phase besonders zu gefallen versuchte. Ich ging dann lange Zeit nicht aufrecht und trug eher weite Oberteile, was das ganze nicht ansehnlicher machte. Ich wünschte mir so sehr, attraktiv zu sein, da ich eigentlich immer in mindestens einen Jungen verliebt war. 

Aber tatsächlich dauerte Jahre, bis ich meine Brüste so akzeptiert und schließlich auch mochte

In dieser Zeit schenkte mir mein 7 Jahre älterer Bruder meinen ersten BH, den er aus Frankreich mitgebracht hatte. Dort gab es nämlich die Körbchengröße AA. Aber selbst dieser war mir zu groß. 

Ich redete mir ein, dass es vor allem auch praktisch beim Sport war, wenn da nicht so viel Masse auf- und ab waberte. Aber tatsächlich dauerte Jahre, bis ich meine Brüste so akzeptiert und schließlich auch mochte. Das hat sich auch auf mein Empfinden von Berührungen ausgewirkt. Es war mir lange Zeit peinlich, wenn ein Freund mir unters Hemd ging. Ich fragte mich dann immer, ob er enttäuscht war, wenn er merkte, wie wenig da war. Ich glaube, dass ich deshalb meine Brüste jahrelang als überhaupt keine erogene Zone empfand. Es war mir dann irgendwann zwar nicht mehr unangenehm aber erregend war es für mich nicht, wenn meine Brüste gestreichelt, gedrückt oder geleckt wurden. Das hat sich auf wunderbare Weise geändert, seit ich schwanger wurde.

Letztendlich lief ich erst wieder aufrecht und ungeniert, als ich von männlichen Verehrern Komplimente für meine Körper und auch meine Brüste bekam.

Vielleicht dauerte es auch deshalb so viele Jahre bis ich meine Brüste akzeptierte, weil meine Mutter, die mich zwar immer bestärkte, dass meine Brüste so schön seine, ihre Brüste operieren ließ. Sie hatte drei Kinder gestillt und die kleinen Brüste hingen müde am Brustkorb. Die Operation machte aus diesen Hautfalten unnatürlich aussehende vernarbte Wölbungen, durch welche ich klar die Silikon-Säckchen erkennen konnte. Das war also absolut keine Option für mich. Ich frage mich bis heute, wessen Wunsch es war, dass sich meine Mutter operieren ließ. 

In der Pubertät jedenfalls schien es mir, als gäbe es für mich keinen Ausweg. Jetzt nicht und auch nicht, wenn ich älter sein würde. 

Letztendlich lief ich erst wieder aufrecht und ungeniert, als ich von männlichen Verehrern Komplimente für meine Körper und auch meine Brüste bekam. Das dauerte, denn werdende Männer sind selbst unsicher genug und wissen noch nicht, wie gut diese Komplimente tun können. Aber es ist vor allem traurig, dass ich diese Art der Bestätigung brauchte, um über meine Scham hinwegzukommen.

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“Nicht weiblich genug” Xenia, 25

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“Ich empfand mich als Spätzünder” Julia, 36