“Ich habe bis heute mit niemandem darüber geredet” Ria, 27
Ich mochte meine Schambehaarung in der Pubertät. Ich fühlte mich bis zu diesem Ereignis gut damit – ja, ich war fast schon stolz nun eine richtige Frau zu sein. Ich liebte es ab und zu mit den Härchen herumzuspielen und sie zu streicheln.
Ich war schon damals ziemlich dünn, man sprach von einer Modelfigur und ich hörte oft Sätze wie „du bist so hübsch – du Model“. Solche Kommentare machten mich selbstbewusster.
Ich war mit Anfang sechzehn jeden Freitag in der Disco, in der die halbe Stadt war und knutschte fast jedes Mal mit einem anderen Typen herum. Es fühlte sich gut an, so begehrt zu sein.
Ich wollte eigentlich nicht mehr.
Ich hatte damals ein Kino Date mit einem Typ, den ich ein paar Wochen zuvor beim Feiern in der Disco kennenlernte. Ich freute mich auf den Abend. Er holte mich mit seinem Roller zuhause ab.
Wir hielten Händchen und knutschten während dem Film. Ich schwebte auf Wolke sieben. Nach dem Kino fragte er, ob ich noch mit zu ihm kommen möchte. Ich dachte, dass der Abend ja bisher so schön war und dass das ja nur noch besser werden könnte. Ich hatte die Vorstellung, dass wir zu ihm gehen gemütlich etwas trinken und über den Film quatschen. Ich wusste ja auch, dass er bei seinen Eltern im Hinterland wohnte.
Die Rollerfahrt dorthin war super – ist ja auch was Cooles mit so nem Typen hinten aufm Roller…wie in den schönen, kitschigen Filmen…
Es war mittlerweile dunkel und sein Haus lag am hinteren Straßenende. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mich in diesem Moment gefragt hatte, was ich hier suchte. Ich wollte eigentlich nicht mehr wirklich mitkommen. Ich dachte, mit der Erfahrung kann ich vielleicht angeben….ich fühlte mich erbärmlich, war aber auch einwenig.
Die Wohnung war klein und ich hörte Fernseher Geräusche aus einem Zimmer. Der Typ nahm mich an der Hand, fast ruckartig und führte mich in sein Zimmer, schloss sofort die Tür ab und fiel über mich her. Er presste mich zuerst gegen die Wand und küsste mich heftig.
Das gehört wohl so.
Der Kuss war nass. Mein ganzes Gesicht fühlte sich wie abgeschleckt an. Dann zerrte er mich aufs Bett und griff ganz schnell in meine Hose. Es war überhaupt nicht angenehm, sondern so fest, dass es weh tat. Mir ging alles zu schnell aber ich wusste auch nicht, wie ich mich anders verhalten sollte, also habe ich es über mich ergehen lassen und dachte, das gehört wohl so.
Ich fühlte mich sehr unwohl. Damit hatte ich nicht gerechnet – ich trug noch Tchibo Unterhosen mit Blümchen. Es fühlte sich einfach nicht gut an. Aber damals konnte ich meine Gefühle nicht aussprechen.
Ich war überzeugt, dass das alles seine Richtigkeit hatte. Wenigstens brachte er mich noch nach Hause. Es fühlte sich einfach nur seltsam an. Das war also meine erste Petting-Erfahrung gewesen. Und das dicke Ende kam erst noch.
„Na was macht dein Busch?“
Am Freitag darauf sah ich den Typ wieder in der Disco. wei Freunde standen bei ihm. Ich ging zu ihm, um ihn zu begrüßen. Die Drei grinsten mich nur an und einer von den Freunden sagte zu mir „Na was macht dein Busch?“ Alle drei lachten spöttisch.
Ich hab es erst nicht gerafft und überspielte es. Als ich dann verstand, was gemeint war, zog sich alles in mir zusammen.. Ich wollte im Erdboden versinken und nie wieder rauskommen. Ich fühlteScham, Wut, Traurigkeit und Angst - alles auf einmal…
Danach befasste ich mich intensiv mit Enthaarungsprodukten und fand meine Schamhaare ziemlich beschissen.
Ich habe bis heute mit niemandem darüber geredet, weil es mir so peinlich ist.
Ich habe bis heute mit niemandem darüber geredet, weil es mir so peinlich ist. Wie erbärmlich ist das? Ich werfe mir vor, dass ich damals nicht gesagt habe, was ich nicht mochte.
Aus dieser Erfahrung hat sich ein tiefes Schamgefühl gegenüber meinem Körper und vor allem meinen Schambereich entwickelt, dass mich noch heute beschäftigt.
Heute würde ich sagen, dass ich einfach noch unerfahren und naiv war. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was wie enden könnte und was das mit meinem eigenen Körperempfinden macht.