“Ich wusste, dass ich meinem Partner den Spaß mit einer anderen Frau gönnen konnte” Sandra, 39

Mein Mann und ich sind seit 18 Jahren zusammen, davon inzwischen 11 verheiratet und haben zwei Kinder miteinander. Vor zwei Jahren haben wir uns dazu entschieden, unsere Beziehung zu öffnen und gelegentlich andere Menschen in unser Sexleben einzuladen. Abgesehen von der Aufregung und dem Spaß, den wir dabei empfinden, hat das auch unsere Beziehung gestärkt und uns einander näher gebracht. 

Ich erinnere mich noch daran, dass die Frau und ich das Liebesspiel miteinander begannen
Seinen Ursprung hatte das alles schon vor längerer Zeit. Als wir beide Anfang 20 und recht frisch zusammen waren, hatten wir Sex mit einem anderen Paar. Kennengelernt haben wir uns damals über eine Online-Plattform, einer Art Kontaktbörse für Menschen, die nach erotischen Begegnungen suchen. Obwohl wir uns vor dem Sex mit den beiden zu einem Abendessen trafen, um uns zu beschnuppern und Regeln festzulegen, war ich unheimlich aufgeregt davor. Ich fragte mich, wie es sich anfühlen würde, wenn unsere hypothetisch durchgesprochenen Szenarien Realität werden würden und wie ich damit umgehen würde, meinen Mann mit einer anderen Frau zu sehen. Ich erinnere mich noch daran, dass die Frau und ich das Liebesspiel miteinander begannen. Etwas später kamen die Männer dazu. Der Sex war für mich nicht besonders befriedigend, was vermutlich unter anderem an meinem jungen Alter und damit verbundenen eher starren Vorstellungen von Sex lag. Trotzdem habe ich die gesamte Erfahrung und die erotische Spannung sehr positiv in Erinnerung. Ein Schlüsselmoment sticht in meinem Gedächtnis besonders hervor. Ich schaute zu meinem Partner rüber, als er mit der anderen Frau Sex hatte, sah, dass er Spaß hatte und realisierte: „Ich gönne ihm das”. Eifersucht spürte ich nicht.

Kontakt mit anderen war auf das Sexuelle beschränkt
Kurz danach geriet unser amouröses Abenteuer wieder in Vergessenheit. Der Alltag kam, wir heirateten, bekamen Kinder und der Fokus lag lange Zeit auf anderen Dingen. Bis mir mein Mann vor zwei Jahren im Urlaub gestand, dass er sich erneut die App, auf der wir vor 15 Jahren das Paar kennengelernt hatten, heruntergeladen hatte. Auch wenn ich mich etwas überrumpelt fühlte, erwachte schnell die Lust, unser Abenteuer von damals wieder aufleben zu lassen.

Auf demselben Partneraccount, den wir schon vor 18 Jahren für das Treffen nutzten, chatteten wir zunächst unverbindlich mit anderen Nutzern, und waren uns einig, dass eine der Regeln sein sollte, ausschließlich gemeinsam zu schreiben. Bald ergaben sich die ersten Treffen mit Paaren, zu denen mein Mann und ich anfangs immer gemeinsam gingen. Wir besprachen davor, was wir uns wünschen, versuchten einige Szenarien durchzuspielen und zu klären, wo unsere Grenzen liegen. Außerdem war uns wichtig, dass sich der Kontakt mit anderen auf das Sexuelle beschränkt.

Egal was passiert, wir gehen am Ende wieder gemeinsam nach Hause 
Nachdem ich über ein Jahrzehnt nur von einer Person berührt worden war, war es zu Beginn total eigenartig, wieder mit anderen Menschen intim zu sein. Doch dank der Erfahrungen, die wir am Anfang unserer Beziehung gemacht hatten, waren wir gut vorbereitet. Ich wusste, dass ich meinem Partner den Spaß mit einer anderen Frau gönnen konnte, ohne eifersüchtig zu werden. Und es war stets klar, dass jeder von uns jederzeit "Nein" sagen konnte. Zudem war das Vertrauen in meinen Partner und unsere Beziehung nach vielen Jahren gewachsen. Ich wusste, dass, egal was passiert, wir am Ende wieder gemeinsam nach Hause gehen würden. Das gab mir die Sicherheit, um mich dieser Erfahrung voll und ganz zu widmen.

Dabei finde ich es auch sehr reizvoll, mit den Damen Intimitäten auszutauschen 
Heute haben wir uns im kinky Lifestyle eingerichtet und besuchen gelegentlich auch Parties im Swinger Club. Mit Kindern ergeben sich dabei natürlich einige organisatorische Schwierigkeiten und daher schaffen wir es nur etwa einmal im Monat uns solche Auszeiten zu kreieren. Am schönsten finde ich es, ob bei privaten Treffen oder auf besagten Parties,  wenn sich nicht ein reiner Partnertausch entwickelt, sondern man sich in einem Knäuel aus Lust wiederfindet, ohne genau zu wissen, welche Hand eigentlich wem gehört. Dabei finde ich es auch sehr reizvoll, mit den Damen Intimitäten auszutauschen. Mittlerweile komme ich auch häufig zum Orgasmus. Das liegt zum einen daran, dass die Männer, die wir treffen, eine gewisse sexuelle Reife erlangt haben und sich meist zuerst um die Lust der Frauen kümmern. Zum anderen haben die Erfahrungen in der kinky Szene auch dazu geführt, dass ich mich viel besser fallen lassen kann. 

Für mich sind diese Partys eine Welt, in der alle Masken fallen
Auch mein Körperbewusstsein hat sich verändert. Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Menschen habe ich einen ganz neuen Blick darauf entwickelt, was einen Körper schön und attraktiv macht. Und es ist meistens eben nicht das Vorhandensein von Modelmaßen. Dadurch konnte ich mich auch mit meinem großen Busen versöhnen, dem in der kinky Community immer sehr respektvoll begegnet wurde. Für mich sind diese Partys eine Welt, in der alle Masken fallen. Diese Freiheit ist so erfrischend und vermutlich das, was mir daran am besten gefällt.

…solange wir immer miteinander absprechen
Mittlerweile hat es auch ein paar Treffen und Parties gegeben, zu denen mein Mann oder ich alleine gegangen sind. Allerdings besteht für mich ein bedeutender Teil der Freude aus der gemeinsamen Erfahrung, aus diesem heißen Spiel miteinander. Wenn mein Mann nicht dabei ist, gibt mir der Sex mit anderen Menschen nicht so viel. Bei ihm ist das anders und er kann dem einen gewissen Reiz abgewinnen. Das ist für mich völlig in Ordnung, solange wir immer miteinander absprechen, ob es sich für alle Beteiligten positiv anfühlt und ich auch die Möglichkeit habe, kurzfristig zu sagen, dass es mir in dem Moment nicht gut damit geht. Drei mal konnte er so bisher ein eigenes kleines Abenteuer erleben und mit seinen Erfahrungen unsere gemeinsame Fantasie beflügeln. 

Dabei bin ich meistens die treibende Kraft für klärende Gespräche 
Das Ideal dabei ist, Menschen zu finden, mit denen man sich auch über die Bettkante hinaus gut versteht. Mit einem Paar der Community sind wir sogar gemeinsam in den Urlaub gefahren. Dabei ergaben sich ein paar Schwierigkeiten. Zum einen lag das daran, dass wir alle unsere Kinder dabei hatten, denen es auffallen könnte, wenn ihre Eltern mit einem anderen Paar flirten würden. Das Hauptproblem war aber vermutlich, dass wir vorher nicht genau abgesprochen haben, wann und in welcher Form es intime Momente geben sollte. Im Endeffekt führte das dazu, dass wir alle etwas unterschiedliche Erwartungen hatten, die im Laufe des Urlaubs zu Missverständnissen führten. Nach ein paar klärenden Gesprächen einigten sich mein Mann und ich auf gewisse Grundregeln und wir verbrachten einen tollen Urlaub.

Ich spüre, dass wir als Paar aus diesen Gesprächen gestärkt herausgehen
Diese Erfahrung hat uns gezeigt, wie wichtig ehrliche Kommunikation ist und auch solche besonderen Situationen vorher miteinander zu besprechen, damit dieses Beziehungsmodell funktionieren kann. Dabei bin ich meistens die treibende Kraft für klärende Gespräche. Meinem Mann fällt es manchmal nicht so leicht, sich auf diese einzulassen. Manchmal nervt es ihn. Doch nachdem ein Konflikt oder ein Problem aus dem Weg geräumt ist, sagt er mir häufig, wie dankbar er dafür ist, dass ich darauf dränge, auch die manchmal unangenehmen Dinge zu besprechen. Auch ich spüre, dass wir als Paar aus diesen Gesprächen gestärkt herausgehen. Offen über Gefühle wie Eifersucht zu reden und dieses Gefühl nicht als Vorwurf an den anderen zu verstehen, sondern wertfrei zu hinterfragen und gemeinsam aufzulösen, hat unsere Kommunikation auf eine neue Ebene gehoben und eine noch tiefere emotionale Nähe zwischen uns geschaffen. 

Nachdem meine Lust auf Sex nach der Geburt unserer Kinder abgenommen hatte, erleben wir heute auch zu zweit eine neue Art von Erotik
Mein Mann und ich sind uns einig, dass unsere erotischen Ausflüge unsere süße Kirsche auf der Sahnetorte bleiben sollten und nicht dazu dienen, etwas zu kompensieren, dass wir in unserer  Beziehung nicht finden. Eine glückliche Partnerschaft und die damit einhergehende Intimität machen es umso erfüllender, diese besonderen Momente miteinander zu teilen. Die Nachwirkungen eines gemeinsamen Abenteuers elektrisieren uns noch Tage danach und haben auch den Sex im privaten Schlafzimmer verändert. Insbesondere nachdem meine Lust auf Sex nach der Geburt unserer Kinder abgenommen hatte, erleben wir heute auch zu zweit eine neue Art von Erotik. Wir sind experimentierfreudiger, gelassener und lassen uns von anderen Menschen inspirieren, immer wieder neue Dinge auszuprobieren. Unser Sex- und Liebesleben hat dadurch eine ganz neue Qualität gewonnen.

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