WISSEN💡Neue Studie zur Orgasmuslücke: Wann springen wir endlich darüber hinweg?
Die Orgasmuslücke – vielleicht hast du schon davon gehört. Sie beschreibt den Unterschied in der Häufigkeit von Orgasmen zwischen Männern und Frauen in heterosexuellen Beziehungen. Eine aktuelle Studie des Kinsey-Instituts hat diesen Unterschied erneut untersucht und gefragt, ob es sich im Alter ändert. Die Ergebnisse sind eher ernüchternd – zeigen jedoch auch Wege, wie wir sie überwinden können.
Die Zahlen: Was sagt die Studie?
Die im “Journal of Sexual Medicine” veröffentlichte Studie analysierte Daten von mehr als 24.000 Singles im Alter von 18 bis 100 Jahren. Die wichtigsten Ergebnisse:
Männer erleben Orgasmen häufiger: In heterosexuellen Begegnungen gaben 4 von 5 Männern (70–85 %) an, regelmäßig Orgasmen zu erleben. Bei Frauen nur die Hälfte (46–58 %).
Kein Unterschied mit dem Alter: Entgegen der Annahme, dass Erfahrung und Selbstvertrauen die Lücke verkleinern könnten, blieb die Orgasmuslücke in allen Altersgruppen konstant.
Besser bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen: Lesbische und bisexuelle Frauen berichteten von höheren Orgasmusraten als heterosexuelle Frauen – ein Hinweis darauf, wie wichtig Kommunikation und die Priorisierung von Lust sind.
Diese Ergebnisse bestätigen, dass die Orgasmuslücke weniger biologisch als vielmehr kulturell und kommunikativ bedingt ist.
Warum gibt es die Orgasmuslücke?
Die Ursachen der Orgasmuslücke sind komplex, doch einige Faktoren treten immer wieder hervor:
Fokus auf Penetration: Die kulturelle Überbewertung von penetrativem Sex ignoriert, dass die meisten Frauen klitorale Stimulation für einen Orgasmus benötigen.
Ungleiche Aufklärung: Sexualerziehung legt oft den Fokus auf männliche Lust und Funktionalität, während weibliche Lust und Anatomie vernachlässigt werden.
Kommunikationsdefizite: Viele Paare sprechen nicht offen über ihre sexuellen Bedürfnisse, was dazu führt, dass Frauen ihre Wünsche häufig nicht ausreichend äußern.
Mehr zu Orgasmus? Hier findest du echte Erfahrungsberichte von Frauen und weitere Artikel.
Wie können wir die Orgasmuslücke überwinden?
Die gute Nachricht: Es gibt konkrete Schritte, um die kulturellen und kommunikativen Barrieren abzubauen. Hier sind einige Ansätze:
1. Deinen Körper entdecken
Die Klitoris ist der Hauptakteur für den Orgasmus – und doch wissen viele Frauen wenig über ihre eigene Anatomie.
Tipp: Nimm dir Zeit für dich selbst, um deine Vorlieben zu erkunden, beispielsweise durch Solosex oder durch den Einsatz von Toys, die speziell für klitorale Stimulation entwickelt wurden.
Warum das wichtig ist: Studien zeigen, dass Frauen beim Solosex oder in gleichgeschlechtlichen Beziehungen häufiger Orgasmen erleben – ein Zeichen, dass der Kontext und die Aufmerksamkeit entscheidend sind.
2. Offene Kommunikation
Ein Gespräch über sexuelle Bedürfnisse kann wahre Wunder wirken. Viele Frauen zögern, ihre Wünsche zu äußern – oft aus Scham oder der Angst, egoistisch zu wirken.
Tipp: Beginne mit kleinen Schritten. Teile eine Fantasie oder erkläre deinem Partner, was dir in der Vergangenheit gefallen hat. Du kannst es auch erstmal mit einer dir vertrauten Freundin üben.
Warum das wichtig ist: Paare, die offen über ihre Bedürfnisse sprechen, berichten von höherer sexueller Zufriedenheit.
3. Lust ohne Druck
Orgasmen sind wunderbar, aber sie sind nicht alles. Viel wichtiger ist es, sexuelle Begegnungen zu genießen – ohne Leistungsdruck.
Tipp: Fokussiere dich auf die Verbindung, die Berührung und die Freude am Moment.
Warum das wichtig ist: Lust bedeutet mehr als nur das Erreichen eines Höhepunkts. Vertrauen, Intimität und Komfort sind genauso wichtig.
4. Bildung und Ressourcen nutzen
Sexuelle Bildung endet nicht in der Schule (falls es sie dort je gegeben hat…). Es gibt unzählige Ressourcen, um mehr über weibliche Lust zu lernen.
Tipp: Lies Bücher, besuche Workshops oder entdecke Online-Inhalte, die sich auf weibliche Sexualität konzentrieren. Wie unser being female Programm
Warum das wichtig ist: Wissen ist Macht und Wissen macht Lust – und es gibt dir die Werkzeuge, um deine Sexualität selbstbewusst zu gestalten.
Gemeinsam die Lücke schließen
Die Orgasmuslücke mag eine Herausforderung sein, aber sie ist auch eine Einladung, die eigene Sexualität zu erforschen und Tabus zu brechen. Indem wir über unsere Bedürfnisse sprechen, kulturelle Vorurteile hinterfragen und uns selbst besser kennenlernen, können wir diese Lücke schließen – für uns selbst und für kommende Generationen.
In unserem Alltag können kleine Schritte große Veränderungen bewirken. Warum also nicht heute damit beginnen? Was wäre dein erster Schritt?
Quellen
Amanda N Gesselman, Margaret Bennett-Brown, Simon Dubé, Ellen M Kaufman, Jessica T Campbell, Justin R Garcia, The lifelong orgasm gap: exploring age’s impact on orgasm rates, Sexual Medicine, Volume 12, Issue 3, June 2024, qfae042