"Es hat sich nicht mehr so angefühlt wie davor" Anna, 34

Während unserer Schwangerschaft hatten mein Mann und ich eigentlich immer regelmäßig Sex. Im ersten Trimester war ich meistens nur extrem müde, ohne Erbrechen oder Übelkeit. Trotz Müdigkeit haben wir weiterhin 1-2 mal die Woche miteinander geschlafen. Die Initiative ging zwar meistens von meinem Mann aus, aber ich hatte auch meinen Spaß dabei. Je “größer” ich wurde, desto eingeschränkter wurde es hinsichtlich Sex-Stellungen. So blieb uns recht bald nur noch die Löffelchenposition. Ich habe den Sex trotz der verlorenen Vielfalt immer genossen.  Auch wenn ich in der Löffelchenposition meistens keinen Orgasmus bekommen habe, hat mich mein Mann vorab ausgiebig oral verwöhnt. Er genießt es, meinen Höhepunkt hinauszuzögern. Beim Oralsex lag ich auf dem Rücken, während er seinen Kopf zwischen meine Beine legte. Mit seiner Zunge liebkoste er meinen Kitzler, und nahm häufig seine Finger dazu, um mich zu penetrieren, bis ich zum Höhepunkt kam. Klar machte ihn das auch immer super scharf, und es blieb selten nur beim oralen Part. Relativ selten habe ich auch masturbiert, auch weil mein Mann und ich durch Corona sehr viel Nähe und Zeit für uns hatten. Nur manchmal, wenn er nicht da war, habe ich mich zum Einschlafen mal befriedigt. 

Die Schwangerschaft hatte allgemein recht wenig Auswirkung auf meine Libido
Während meiner Schwangerschaft, wurde ich jedenfalls ausreichend sexuell versorgt. Die Schwangerschaft hatte allgemein recht wenig Auswirkung auf meine Libido. Ich habe auch während der gesamten Zeit viel Sport gemacht. Es war einfach alles etwas beschwerlicher, aber insgesamt verlief alles sehr gut. Wir hatten auch bis in die letzten Wochen und Tage vor der Geburt noch Sex. Zum Teil auch, weil wir uns unsicher waren wie der Sex nach der Geburt sein würde. 

Die Geburt war schnell und problemlos.  Als meine Fruchtblase geplatzt war, waren wir erst noch daheim. Binnen eineinhalb Stunden hat sich mein Muttermund dann 6 cm geöffnet, und zweieinhalb Stunden später war mein Sohn auch schon auf der Welt. 

Anfangs haben wir es aber erst mal bei oralem Geschlechtsverkehr belassen
Wir waren, um ehrlich zu sein, beide überrascht, wie schnell wir nach der Geburt wieder Lust aufeinander hatten. Ich hatte insbesondere Bedenken, weil mein Mann bei der Geburt wirklich alles gesehen hat. Meine Geburt verlief stehend und so war jedes Detail sichtbar. Aber keine zwei Tage nach der Geburt, gab es von seiner Seite aus schon die ersten Annäherungsversuche. Ich war sehr glücklich, dass meine Sorgen, ich hätte keine Lust mehr auf Sex, unbegründet waren. Anfangs haben wir es aber erst mal bei oralem Geschlechtsverkehr belassen. 

Nach circa 3 Monaten Wochenbett haben wir es zum ersten Mal wieder mit penetrativem Sex versucht. Aber irgendwas war anders. Es ist schwer zu beschreiben, aber es hat sich nicht mehr so angefühlt wie davor. Mein Mann spürte es auch. Es hat alles mehr gerieben. Ich konnte auch nicht mehr zum Orgasmus kommen. Ich fragte mich, ob bei der Geburt nicht doch etwas schief gelaufen ist. Ob dabei nicht doch langfristige psychologische oder körperliche Folgen verursacht worden sind. Nachdem dieser Zustand anhielt, machte ich mir Sorgen, ob ich je wieder Orgasmen haben würde. 

Auch mein Beckenboden fühlt sich noch anders an
Während der gesamten Stillzeit hatte ich keine Periode. Als mein Sohn dann mit 14 1/2 Monaten abgestillt war, kam auch meine Periode wieder. Und es hat sich endlich auch beim penetrativen Sex wieder alles richtig angefühlt. Es war wieder genauso wie vor der Schwangerschaft. Ich bekam wieder Orgasmen und auch meine Libido ist vollständig zurückgekehrt. 

Das einzige, was leider nicht mehr so rund läuft wie vor der Schwangerschaft, ist mein Zyklus. Ich habe einen sehr kurzen Zyklus und wenig Pause zwischen meinen Perioden. Dann kommt noch ein kleines Kind dazu, Arbeit und Alltag, sodass für romantische Zweisamkeit derzeit nicht viel Zeit ist. Ich bin mittlerweile beim Sex auch etwas gemütlicher geworden und ziehe meistens die liegenden Positionen vor.

Auch mein Beckenboden fühlt sich noch anders an. Nach etwas Überzeugungsarbeit konnte ich meine Gynäkologin dazu bringen, mir eine Physiotherapie zu verschreiben, viel Verständnis zeigte die Ärztin nicht. Zusätzlich holte ich mir noch ein Beckenboden-Trainingsset. Beides hat auf jeden Fall Wirkung gezeigt. Ich habe das Gefühl, dass nur wenige Frauen über diese Art der Erfahrung berichten, weil sie sich dafür schämen. Nachdem ich angefangen habe, mehr darüber zu sprechen, wurde schnell klar, dass andere Frauen ähnliche Erfahrungen gemacht hatten.

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“Wir hatten Slowsex, bevor ich überhaupt jemals etwas von dem Begriff gehört hatte”  Miri, 28

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