“Lust war früher für mich ein total schönes und intensives Gefühl” Corinna, 31
Mein Sexleben und meine Lust auf Sex haben sich in den letzten anderthalb Jahren massiv verändert. In vergangenen Beziehungen oder auch lockeren Dating Geschichten, waren Sex und Lust nie ein Problem. Ganz im Gegenteil, ich hatte ein starkes sexuelles Verlangen und Spaß daran, meine Sexualität auszuleben. Ich war damals noch diejenige, die Sex in der Regel initiiert hat. Seit etwa eineinhalb Jahren ist meine spontane Lust aber fast vollständig verschwunden und ich verstehe nicht weshalb. Wenn ich heute mit meinem Partner schlafe, dann weil er Lust darauf hat. Während ich es zu Beginn total schön fand, von ihm begehrt zu werden, löst diese Situation in mir jetzt eher Druck aus und ich lehne seine Annäherungsversuche immer häufiger ab.
Leider litt ich kurz danach an wiederkehrenden Blasenentzündungen
Als ich vor etwa zwei Jahren mit meinem Freund zusammenkam, hatten wir grossartigen Sex. Leider litt ich kurz danach an wiederkehrenden Blasenentzündungen. Da meine Spirale ohnehin entfernt werden musste, entschied ich mich dazu, auf Kondome als Verhütungsmittel umzusteigen, auch um das Risiko einer weiteren Entzündung zu verringern. Wenn wir danach miteinander schliefen, machte ich mir ständig Sorgen darüber, dass ich erneut eine Blasenentzündung entwickeln würde. Ich musste nun immer im Hinterkopf haben, ein Kondom parat zu haben, mich nach dem Sex zu waschen und auf die Toilette zu gehen. Diese Sorgen bremsten meine Lust und die Leichtigkeit, mit der ich mich auf Sex einliess.
Die nötige Entspannung, um Lust zu empfinden, kommt dabei nur selten auf
Unsere aktuelle Wohnsituation erschwert die Situation zusätzlich. Wir reisen seit ein paar Monaten mit dem Campervan durch Neuseeland. Wenn wir halten, sind wir dabei häufig von anderen Fahrzeugen umgeben und ich habe Angst, dass uns beim Sex jemand hören oder sehen könnte. Die nötige Entspannung, um Lust zu empfinden, kommt dabei nur selten auf und es ist ebenfalls schwierig im Camper die von mir gewünschte Hygiene aufrechtzuerhalten. Auch wenn das alles Faktoren sind, die sich negativ auf meine Libido auswirken, habe ich nicht das Gefühl, dass das alles ist, was dahintersteckt. Immerhin hatte ich in anderen Langzeitbeziehungen keine Probleme mit meiner Lust und der Sex mit meinem Freund ist für mich auch nicht langweilig geworden.
Ich erkläre öfter, dass es nichts mit ihm zu tun hat
Auch wenn mein Partner versucht, verständnisvoll zu sein, merke ich, dass es ihm schwerfällt, meine fehlende Lust nicht als Ablehnung zu sehen. Ich erkläre öfter, dass es nichts mit ihm zu tun hat und ich auch auf andere Männer keine Lust hätte, aber ich habe Angst, dass die fehlende Lust unsere Beziehung immer mehr belastet. Als ich mit ihm zusammen gekommen bin, haben wir beide Sexualität an Wertigkeit in der Beziehung ganz oben gesehen. Während es für mich mittlerweile an Bedeutung verloren hat, weiß ich, dass es ihm nach wie vor sehr wichtig ist.
Ich möchte meinen Freund nicht immer enttäuschen und entscheide mich gelegentlich dazu, mit ihm zu schlafen, obwohl ich nicht besonders viel Lust darauf habe. Dadurch fühlt sich Sex für mich oft so an, als ob ich meinem Freund damit einen Gefallen tue und ich habe weniger Spass daran.
Ich verstehe nicht, warum sich das so stark gewandelt hat
Ganz unabhängig von dem Effekt, den meine fehlende Lust auf meine Beziehung hat, finde ich es tragisch, diese Seite von mir nicht mehr spüren und ausleben zu können. Lust war früher für mich ein total schönes und intensives Gefühl. Wie ein warmes Kribbeln hat es sich in meinem ganzen Körper ausgebreitet. Momentan spüre ich nur hin und wieder kurze Geistesblitze, in denen ich mir vorstelle, was gerade sexy sein könnte. Diese Momente sind aber nur Schatten von dem, was ich damals empfunden habe und leider auch schnell wieder vorbei. Ich verstehe nicht, warum sich das so stark gewandelt hat und ich vermisse das intensive Gefühl von früher sehr.
Ich bin entschlossen, weiter daran zu arbeiten und eine Lösung dafür zu finde.
Ich spreche mit meinem Freund zwar über unsere Schwierigkeiten, die passende Lösung haben wir aber leider noch nicht gefunden. Ein Besuch beim Frauenarzt blieb erfolglos und auch Nahrungsergänzungsmittel, die sich positiv auf die Libido auswirken sollen, haben bei mir leider keinen Effekt gezeigt. Vor Kurzem habe ich meinem Partner vorgeschlagen, dass ich etwas mehr Zeit brauche, um mich auf Sex einzulassen. Durch Streicheleinheiten und Zärtlichkeiten funktioniert es mittlerweile etwas besser und nach einer Weile erwacht auch meine Lust wieder. Das ist aber nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ich bin entschlossen, weiter daran zu arbeiten und eine Lösung dafür zu finden. Ich probiere es gerade mit Ashwagandha, einer ayurvedischen Heilpflanze, und beschäftige mich mit Büchern über weibliche Sexualität. Ich würde auch gerne meine Hormonwerte untersuchen lassen, um auszuschließen, dass etwas Physiologisches dahintersteckt. Ein erfülltes Sexleben war immer ein Teil meines Lebens und das soll es auch wieder werden.