“Mein Mann und ich führen eine offene Ehe” Mareike, 45
Es ist Mai 2022. Ich habe mir gerade ein schickes Sommerkleid angezogen, die Zehnägel frisch lackiert und sitze jetzt in der Sonne vor meiner Ferienwohnung und warte voll kribbeliger Spannung auf einen sehr spannenden Mann. Ich freue mich furchtbar darauf ihn zu sehen, zu riechen, zu spüren, zu küssen. Wir werden vermutlich den größten Teil des Tages im Bett verbringen und so viel Sex wie möglich haben. Es wird großartig werden, sich unglaublich gut anfühlen und mir soooo gut tun. Ach ja, ich bin verheiratet. Und der Mann, den ich treffe, ist nicht mein Ehemann. Er ist aber auch nicht meine heimliche Affäre. Denn mein Mann und ich führen eine offene Ehe.
Ich möchte hier erzählen, wie es dazu kam, warum wir uns für dieses Beziehungsmodell entschieden haben und wie wir unsere Version einer offenen Ehe gestalten.
Ich kam mir unwichtig, unsichtbar und unattraktiv vor
Im Mai 2017 bin ich 40 geworden. Mein Mann und ich waren zu der Zeit seit 19 Jahren zusammen und seit 14 Jahren verheiratet, hatten vier Kinder, das jüngste war schon im Kindergarten, ich war Vollzeit zu Hause, wir hatten ein Haus mit Garten und alles war gut. Trotzdem (oder vielleicht deshalb?) stieg in mir immer öfter das Gefühl hoch, eine Art selbstverständliche, gut funktionierende “Installation” zu sein. Ich kümmerte mich um Kinder und Haushalt, während mein Mann arbeitete, war immer da, wohlbekannt und nicht mehr besonders spannend. Mein Mann hatte oft Lust auf Sex mit mir und versicherte mir auch immer wieder, dass er mich attraktiv fände. Allerdings fiel es mir zunehmend schwer, das zu glauben. Ich hatte das Gefühl, ich sei halt die einfachste Möglichkeit um Sex zu haben, quasi durch meine Position als Ehefrau zur Erfüllung dieses Zwecks praktischerweise schon in unserem Bett bereitgelegt. Ich kam mir unwichtig, unsichtbar und unattraktiv vor. Ich fragte mich immer öfter, ob mich überhaupt noch ein anderer Mann spannend finden, begehren und wollen würde; mich, inzwischen „alt“, mit so vielen Kindern und einem Körper, dem man ansah, dass er schwanger gewesen war, geboren und gestillt hatte, mich mit meinem völlig langweiligen und unwichtigen Alltag. Ich fragte mich, ob ich jemals wieder jemanden zum ersten Mal küssen würde und wie Sex mit einem anderen Mann wohl wäre (bis dahin war mein Mann der erste und einzige Mann in meinem Leben gewesen, mit dem ich Sex gehabt hatte). All das zusammen fühlte sich gar nicht gut an.
Mein Mann wusste zwar, dass ich diese App ausprobierte und auch viel Rückmeldung bekam
Zu der Zeit las ich oft über Dating-Apps: Erfahrungsberichte, Erfolge, Misserfolge und skurrile Geschichten aus der Welt des Online Datings und plötzlich kam mir die Idee, doch selbst eine dieser Apps auszuprobieren und so vielleicht eine bessere Vorstellung von meiner Wirkung auf Männer zu bekommen. Ich wollte gern bestätigende Rückmeldung bekommen, um mein Selbstbewusstsein aufzubessern - und ich bekam sie! Trotz eines sehr sparsamen Profils mit nur einem einzigen Foto, meinem Namen und meinem Alter bekam ich sofort viele interessierte Reaktionen und Angebote für heimliche Treffen. Ich war fasziniert und begeistert, es tat so gut, festzustellen, dass ich offenbar doch interessant und attraktiv war. Nun fand ich mich sehr schnell in der Situation, dass ich von interessanten Männern verlockende Angebote bekam, die ich ja auch gern angenommen hätte. Mein Mann wusste zwar, dass ich diese App ausprobierte und auch viel Rückmeldung bekam, aber davon, tatsächlich andere Männer zu treffen, war bis dahin keine Rede gewesen. Ich hätte jede Menge Gelegenheit gehabt heimlich fremd zu gehen, aber bei der Vorstellung, was passieren würde, wenn das rauskäme, brach mir jedes Mal der kalte Schweiß aus. Ich wollte nicht lügen. Ich liebe meinen Mann und wollte ihn auf keinen Fall so verletzen, ich wollte nicht unser Vertrauen so beschädigen oder sogar völlig zerstören. Mir kam es auch nie in den Sinn, mich von meinem Mann zu trennen, unsere Beziehung stellte ich nie in Frage, ich war auch nicht der Meinung, eine schlechte oder mangelhafte Beziehung zu führen.
Dazu überzeugte mich die These, dass Menschen evolutionär gar nicht monogam angelegt sind
Ich befragte also das Internet zum Thema Fremdgehen, fand jede Menge Tipps für perfekte Geheimhaltung und stieß irgendwo auch auf das Konzept einer offenen Beziehung. Das saß. Ich war sofort völlig fasziniert von dieser Idee. Sie schien das beste von allem möglich zu machen: meine Beziehung zu erhalten, nicht lügen zu müssen und meinem Drang nach Abenteuer, Abwechslung und neuen Erfahrungen nachzugehen. Noch dazu überzeugte mich die These, dass Menschen evolutionär gar nicht monogam angelegt sind, dass es gar nicht unserer biologischen Natur entspricht, für ein ganzes Leben (oder zumindest lange Zeit am Stück) nur mit einem Partner Sex zu haben. Diese Ideen setzten sich so nachhaltig in meinem Kopf fest, dass ich schließlich meinen Mut zusammen nahm und mit meinem Mann redete. Ich erzählte ihm, wie es mir ging, beschrieb ihm mein Bedauern, möglicherweise nie wieder jemand anderen zu küssen, meine Neugier auf Sex mit anderen Männern, ich erzählte ihm alles, was ich bis dahin über offene Beziehungen gelesen hatte und warum mich dieses Konzept so faszinierte. Und ich versicherte ihm immer wieder, dass ich ihn liebe, mich nicht trennen wollte, dass ich das nicht allein und ohne ihn einfach machen wollte, dass ich erstmal nur wollte, dass wir ehrlich über diese neue Idee reden, überlegen, was wir davon halten, dazu fühlen, ob wir uns das für uns vorstellen könnten und wenn ja, wie.
Es entstand eine neue Verbundenheit zwischen uns
Wir redeten stundenlang, bis tief in die Nacht, so dass wir uns völlig übermüdet durch die Tage quälten, nur um am nächsten Abend weiter zu reden. Gleichzeitig gab uns dieser intensive Austausch massenhaft Energie, es entstand eine neue Verbundenheit zwischen uns, eine neue Ehrlichkeit und ein neuer Blick aufeinander. Und jede Menge Lust! Wir hatten so viel und so leidenschaftlichen Sex wie schon seit Jahren nicht mehr. Wir entdeckten den Unterschied zwischen „Ich will Sex mit dir, weil ich Lust auf dich habe!“ im Gegensatz zu „Ich muss Sex mit dir haben, weil wir in einer monogamen Beziehung leben und du die einzige Person bist, mit der ich Sex haben darf.“ Wir erkannten, wie viel freier es sich anfühlt, wenn wir sagen „Ich will mit dir zusammen sein, weil ich das immer wieder so entscheide.“ im Gegensatz zu „Ich muss mit dir zusammen sein, weil ich das mal entschieden habe und keine Möglichkeit sehe, das zu ändern.“ Und wir genossen die Erkenntnis, dass wir gemeinsam die einzigen sind, die entscheiden und definieren dürfen, wie genau unsere Beziehung gestaltet wird. Wir lasen alles Mögliche zum Thema offene Beziehungen, über Regeln, die andere Paare aufgestellt hatten, über Erfahrungen, auch viele kritische, zum Teil sogar abwertende und verurteilende Meinungen. Und wir tasteten uns in unseren Gesprächen immer näher an die Frage heran „Wollen und können wir eine offene Beziehung führen?“.
Ihn hatten schon als Jugendlicher andere Männer interessiert
Ganz wichtig war uns, dass keine*r von beiden dachte, etwas mitmachen zu müssen, um den*die andere*n nicht zu enttäuschen. Wir bemühten uns um so umfassende Ehrlichkeit wie möglich und stellten fest, wie viel Mut es manchmal braucht, wenn man wirklich ehrlich sein möchte und wie wundervoll es sich anfühlt, wenn man sich getraut hat und die Verbindung wieder ein bisschen enger und das Vertrauen wieder etwas stärker geworden ist.
Vor allem für meinen Mann war noch ein anderer Aspekt relevant: seine Bisexualität. Ihn hatten schon als Jugendlicher andere Männer interessiert, er war diesem Interesse allerdings nie außerhalb von Gedankenspielen nachgegangen. Im Rahmen des Konzepts einer offenen Beziehung ergab sich für ihn nun die Möglichkeit, endlich herauszufinden, wie stark dieses Interesse wirklich war, wie es sein würde, einen anderen Mann zu treffen und Sex mit ihm zu haben. Ich hatte von diesem Interesse an Männern durchaus gewusst, war mir allerdings nicht im Klaren gewesen, wie stark es war. Nun fand ich genau wie mein Mann diese Chance ganz großartig: ausprobieren, mehr lernen und neue Erfahrungen machen und das innerhalb der Sicherheit unserer liebevollen Beziehung. Es hätte mir sehr leid getan, quasi der unfreiwillige Grund zu sein, dass mein Mann seine Bisexualität nicht hätte leben können. Ich wollte nicht, dass unsere heterosexuelle Partnerschaft definierte, wie unser individuelles Sexleben aussehen durfte. Ich wollte diese Einschränkung nicht mehr, ich wollte mehr Freiheit für uns. So viel Freiheit wie möglich.
Ich wurde schwanger.
Wir begannen also über die konkrete Umsetzung nachzudenken: Würden wir Regeln brauchen? Und wenn ja, welche? Ein Veto-Recht? Tabus? Unsere erste Variante sah schlussendlich so aus: Mein Mann darf losziehen und ausprobieren, wie es ist Männer zu treffen und bei diesen Treffen alles machen, worauf er Lust hat (außer über Nacht bleiben). Wir dürfen uns beide in Chats ausprobieren, auch völlig ohne Einschränkung. Mein Mann bat um mehr Zeit, um sich an den Gedanken und die Vorstellung, wie ich andere Männer treffe, heranzutasten und zu gewöhnen.
Ein unerwartetes Ereignis wirbelte uns zu der Zeit zusätzlich gehörig durcheinander: Ich wurde schwanger. Völlig unerwartet, ungeplant und im ersten Moment nicht uneingeschränkt erwünscht. Ich war wie vor den Kopf geschlagen und einigermaßen verzweifelt. Sollte ich das alles nochmal machen: die körperlich anstrengende Schwangerschaft, die so, so belastende Zeit mit einem neuen Baby (und den vier größeren Geschwistern), Schlafmangel, Windeln wechseln, angebunden und unflexibel sein? Aber gleichzeitig wollte ich dieses Kind vom ersten Augenblick an. Es hatte uns offenbar gewählt, ohne uns zu fragen, also hatte ich keine andere Wahl als es zu lieben und meinerseits zu wählen. Unsere jüngste Tochter ist eine Bereicherung für unsere Familie und es ist inzwischen längst unvorstellbar, dass sie nicht da sein könnte (wie bei all ihren Geschwistern auch). Allerdings bremsten diese Schwangerschaft und die anschließende Stillzeit meinen Abenteuerdrang erstmal aus. Mein Mann hatte zuerst noch Dates, bis wir uns dann darauf einigten, dass auch er erstmal pausieren würde. Uns war erstens wichtig, uns in dieser besonderen Zeit auf uns und unsere Familie zu konzentrieren und zweitens, dass die Einschränkungen, die diese Schwangerschaft mit sich brachte, nicht nur mich betreffen sollten. Also hatten wir beide bis zum Ende der Stillzeit nur schriftliche Kontakte, die wir aber individuell gestalteten. Da war alles dabei vom freundschaftlichen Austausch bis hin zum handfesten Sexting und dem Austausch von erotischen Fantasien.
Wir erlebten, wie sehr er darauf ansprang, wenn ein anderer Mann mich begehrte
Als unser jüngstes Kind dann etwas mehr als ein Jahr alt war, nahmen wir unsere Überlegungen zur konkreten Umsetzung einer offenen Beziehung wieder auf. Mein Mann war inzwischen bei der Vorstellung von mir mit anderen Männern deutlich entspannter, so dass auch ich bald mein erstes Date mit einem ganz tollen Mann hatte. Und es war so schön! Ich genoß die Aufregung und Vorfreude, das Kribbeln und Prickeln mit einem neuen spannenden Mann und mein Mann genoß mit! Wir erlebten, wie sehr er darauf ansprang, wenn ein anderer Mann mich begehrte und ich dann glühend vor Freude und Befriedigung nach einem Date nach Hause kam. Auf diese Weise sind meine Dates auch oft ein Erlebnis für uns als Paar.
Mir wurde klar, dass meine Eifersucht ganz hauptsächlich mit mir zu tun hatte
Mein Mann traf weiter andere Männer… und einmal auch eine Frau. Ich hatte mich meinerseits schwer getan mit dem Gedanken, dass mein Mann eine andere Frau attraktiv finden könnte, die ja gewissermaßen in direkter Konkurrenz zu mir stehen könnte. Einen anderen Mann empfand ich überhaupt nicht als Konkurrenz, schließlich bin ich selber einfach kein Mann und ich kann äußerst gut nachvollziehen, wie es ist Männer zu begehren. Frauen dagegen reizen mich sexuell (bis jetzt) gar nicht. Eine andere Frau könnte also jünger, schöner, schlanker, lustiger, intelligenter sein als ich, vielleicht hätte sie auch keine Kinder und damit einen Körper ohne Schwangerschaftsspuren.
Mir wurde klar, dass meine Eifersucht ganz hauptsächlich mit mir zu tun hatte. Ich war mir meiner selbst nicht sicher, ich empfand mich selbst als nicht attraktiv, interessant und begehrenswert genug. Wenn ich mich selbst genau so, wie ich bin, wundervoll genug finde und mir, meinem Mann und unserer Beziehung vertraue, dann ist keine andere Frau eine Bedrohung.
Ich begann, mit Hilfe verschiedener Coachings an meinem Selbstwert zu arbeiten
Leider war mir all das höchstens ansatzweise in der Theorie klar, als mein Mann zu seinem ersten Date mit einer anderen Frau fuhr. Und so überraschte ich mich und ihn in der Folge mit einem Eifersuchtsausbruch, der uns beide erschreckte. Wir beschlossen, Treffen mit anderen Frauen erstmal bis auf weiteres auszusetzen. Ich begann, mit Hilfe verschiedener Coachings an meinem Selbstwert zu arbeiten, negative Glaubenssätze zu identifizieren und abzubauen. Dieser Weg war und ist oft anstrengend, schmerzhaft und frustrierend, lohnte sich aber sehr und war auch äußerst befriedigend. Ich lerne mich selber immer besser kennen, entdeckte meine Hochsensibilität (und damit die Antwort auf viele Fragen und die Erklärung für viele Situationen), ich lerne zu glauben, dass ich Mareike-genug-wunderbar (Die Formulierung, die mich wirklich trägt, ist: Fucking großartig!) bin, wenig muss und ganz viel darf, mich nicht verbiegen muss, um es anderen recht und einfach zu machen, dass ich nicht alles alleine schaffen muss und dass ich all das, was mich an Begegnungen außerhalb unserer Beziehung so reizt, auch ohne Einschränkung wollen und genießen darf.
Es folgten die Erkenntnisse, dass meine Beine und mein Hintern gar nicht zu dick sind
Ich habe viel über das, was ich an Männern mag und was nicht herausgefunden und auch darüber, was ich brauche, um mich mit einem Mann wohl zu fühlen. Ich will mich körperlich und emotional sicher, gesehen und begehrt fühlen, ich möchte eine Verbindung zwischen mir und meinem Partner, mindestens für die Dauer des Dates, gern auch länger und ich will echt sein können. Dann ist ganz viel möglich. Auch mein Körper und ich freundeten sich immer mehr an. Zuerst hörte ich auf, meinen Bauch für seine Falten und Streifen aus fünf Schwangerschaften zu hassen. Ich hörte auf, ihn zu verstecken und stellte fest, dass nichts passiert, wenn ich ihn zeige. Es folgten die Erkenntnisse, dass meine Beine und mein Hintern gar nicht zu dick sind und dass es völlig egal ist, dass meine Brüste unterschiedlich groß sind. Ich genoß die Reaktionen meiner Date-Partner auf meinen Körper, lernte, ihn immer mehr durch ihre Augen zu sehen und mag inzwischen sehr, was ich sehe. Ich werfe beim Sex jetzt (fast) alle Hemmungen und Zweifel über Bord und zeige meinen Körper ganz offen und damit auch meine Bereitschaft zu geben, zu empfangen und zu genießen. Ich liebe all die Gefühle, Empfindungen und Reaktionen, die mein Körper mir schenkt und ich möchte ihm gern so oft es geht ermöglichen, großartigen Sex zu erleben.
Die beiden verliebten sich ineinander
Nach einer Zeit, in der mein Mann und ich verschiedene Männer dateten, geschah etwas Neues: Mein Mann lernte einen Mann kennen und die beiden verliebten sich ineinander. Uns war klar gewesen, dass das jederzeit würde passieren können und wir waren (bzw. sind) beide der Meinung, dass mehr Liebe etwas Wunderbares ist. Trotzdem tauchten nun verschiedene Gefühle und auch Fragen auf.
Verunsicherung: Was bedeutet dieser Mann meinem Mann, was bedeute ich ihm und welche Rolle spiele ich in seinem Leben? Wie können wir diese neue Situation gemeinsam gestalten?
Neid: Warum habe ich nicht so etwas wie mein Mann, ich möchte das auch!
Neugierde: Was ändert sich, welche neuen Möglichkeiten entstehen?
Und auch Freude: Es ist schön mitzuerleben, wie glücklich mein Mann ist. Der neue Freund meines Mannes lebt seinerseits in einer offenen Ehe, wir haben uns kennengelernt, mögen uns und verstehen uns gut. Unsere offene Ehe ist also zu einer polyamoren Beziehung geworden.
Für uns ist unsere polyamore Beziehung eine Riesenchance zum persönlichen und gemeinsamen Wachstum.
Und so sieht unser ganz eigenes Modell im Moment aus:
Mein Mann hat zusätzlich zu unserer Beziehung einen festen Freund, er datet derzeit keine weiteren Menschen. Ich habe lose Affären, die mir sehr viel Spaß machen und bin neugierig auf und offen für weitere Kontakte, die sich dann zu allem entwickeln dürfen, was die Beteiligten möchten.
Wir haben für uns festgestellt, wie gut uns die Öffnung unserer Beziehung einzeln und auch als Paar getan hat und immer noch tut. Es wird immer noch besser! Wir haben viele Schwierigkeiten und Herausforderungen angenommen und herausgefunden, dass sie hauptsächlich Chancen sind. Für uns ist unsere polyamore Beziehung eine Riesenchance zum persönlichen und gemeinsamen Wachstum.
Inzwischen bin ich weit von dem entfernt, wie ich mich im Sommer 2017 nach meinem 40. Geburtstag fühlte. Mein wunder Punkt ist immer noch die Frage „Bin ich wichtig, interessant und generell toll genug?“, aber ich weiß jetzt schon fast immer, dass die Antwort „JA!“ ist. Ich weiß jetzt auch, dass mein Selbstwertgefühl und mein Selbstbewußtsein sich aus zwei Quellen speisen: aus meiner Selbstliebe und der Art, wie ich mit mir umgehe, mich betrachte, zu mir spreche und aus dem Verhalten und den Reaktionen der Menschen meines Umfelds.
Ich bin gut zu mir, suche Menschen, die das auch sind und halte mich fern von solchen, die das nicht sind.
Ich kann nicht die alleinige Quelle sein, ich brauche auch die Interaktion mit meiner Umgebung. Daher achte ich inzwischen sehr auf die Qualität beider Quellen: ich bin gut zu mir, suche Menschen, die das auch sind und halte mich fern von solchen, die das nicht sind. Mein Mann und ich haben sehr viel über Kommunikation, Erwartungen und Beziehungen gelernt und festgestellt, wie bereichernd es ist, gemeinsam zu wollen und das, was wir wollen, ganz individuell zu definieren.
Ich bin auch nicht mehr ausschließlich zu Hause für Kinder und Haushalt tätig. Mein bzw. unser Weg von der Monogamie in Richtung Polyamorie fasziniert und begeistert mich so sehr, dass ich inzwischen auch beruflich in diesem Bereich unterwegs bin. Ich biete Begleitung bei Fragen oder Probleme in irgendeinem Bereich der Nicht-Monogamie und/oder Polyamorie und Frauenkreise zum Thema Polyamorie an. Ich möchte so eine Ansprechpartnerin sein, wie ich sie mir oft gewünscht hätte (und oft immer noch wünsche) und ich möchte Möglichkeiten schaffen zum Austausch ohne Angst vor Ablehnung und Verurteilung. Dabei stelle ich immer wieder fest, wie gut es tut, ehrlich zu berichten von meinen Erfahrungen, Fehlern, Herausforderungen und Entwicklungen. Ich bin total gespannt, wie mein Weg weitergeht und was da noch kommt!
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