WISSEN💡Sexualität in den Wechseljahren: Was du wissen solltest

Die Wechseljahre sind eine bedeutende Phase im Leben einer Frau und bringen zahlreiche Veränderungen mit sich, sowohl körperlich als auch emotional. Ein oft weniger besprochener, aber ebenso wichtiger Aspekt ist die Auswirkung der Menopause auf die Sexualität. In diesem Artikel beleuchten wir, wie die Wechseljahre das Sexualleben beeinflussen können und geben wertvolle Tipps, wie Frauen diese Veränderungen positiv bewältigen können.

Die Wechseljahre und ihre Auswirkungen auf die Sexualität

Die typische Menopause tritt in hochentwickelten Ländern im Alter von 50 bis 51 Jahren ein, aber viele Frauen erleben sie früher. Etwa jede 10. Frau erlebt die Menopause zwischen dem 40 und 44. Vor dem 40. Geburtstag betrifft diese frühzeitige Menopause nur 3 von 100 Frauen (vorzeitige Ovarialinsuffizienz genannt).

Die Menopause geht über mehrere Jahre und die Veränderungen treten meist langsam auf. Deshalb ist es nicht immer leicht zu sagen, welche Veränderungen wirklich aufgrund der sich verändernden Hormonspiegel stattfinden und welche vielleicht durch andere Faktoren bestimmt sind. Studien haben gezeigt, dass diese Veränderungen ungefähr 20 Monate vor der letzten Menstruation beginnen.

Faktoren, die die Sexualität beeinflussen

  1. Hormonelle Veränderungen: Der Rückgang von Östrogen und anderen Hormonen kann zu Trockenheit und Schmerzen der Vulva und Vagina bei Penetration führen. Dies kann das sexuelle Verlangen und die Freude am Sex mindern.

  2. Psychologische Auswirkungen: Die Wechseljahre können sich auch auf die Psyche auswirken. Von Stimmungsschwankungen hin zu Depressionen und Angstzuständen. Diese negativen Gefühle beeinflussen natürlich auch das sexuelle Interesse und Wohlbefinden. Besonders Frauen mit einer Vorgeschichte von Depressionen sind gefährdet. Auch der sich verändernde Körper kann das Wohlfühlen im eigenen Körper negativ beeinflussen. 

  3. Physische Symptome: Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche und Schlafstörungen sind häufige Symptome der Menopause, die sich negativ auf die sexuelle Lust und Energie auswirken können.

Die Veränderungen für sich positiv nutzen

Es werden meist, wie oben, die negativen Auswirkungen der Menopause auf die Sexualität beschrieben. Jedoch kann man diese Aspekte auch als Impuls sehen, über das nachzudenken, was man (sexuell) wirklich möchte. Die Veränderungen können auch die Motivation sein, Sex neu zu definieren, nämlich so, dass es sich gut anfühlt. Emotionale, psychische und gesundheitliche Vorteile von Sex ergeben sich nur, wenn es sich gut anfühlt. Dies sieht für jede Frau anders aus und definiert sich nicht durch Häufigkeit, Orgasmusfähigkeit, Erektionsfähigkeit des Mannes, sondern ganz nach der eigenen Wahrnehmung und die hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr geändert.

Mehr zu Sex in der (Peri)Menopause? Hier findest du echte Erfahrungsberichte von Frauen und weitere Artikel.

Tipps für ein erfülltes Sexleben während der Wechseljahre

Auch wenn die Wechseljahre Herausforderungen mit sich bringen, gibt es viele Möglichkeiten, ein erfülltes Sexualleben zu bewahren oder neu zu entdecken. Die Menopause kann sich als großartige Möglichkeit herausstellen, über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu reflektieren und diese zu kommunizieren.

Hier sind einige Tipps, die dir helfen können:

  1. Offene Kommunikation: Sprich mit deinem Partner über deine Gefühle und Erfahrungen. Offene Gespräche können Missverständnisse vermeiden und zu einem besseren gegenseitigen Verständnis führen. Hinterfragt eure Definition von Sex. Worauf hast du keine Lust, worauf hast du Lust? Was ist dir wichtig an deinem Sexleben?

  2. Verwendung von Gleitmitteln: Trockenheit der Vulva und Vagina kann durch die Verwendung von Gleitmitteln gemildert werden. Hier gibt es verschiedene Präparate von Ölsprays und hormonhaltigen Cremes, hinzu Perlen, die das Erleben angenehm machen können. Da gilt es verschiedene auszuprobieren, um das Richtige für dich zu finden. Auch die Hormonersatztherapie sorgt für eine Linderung der Symptome.

  3. Hormontherapie: Eine Hormontherapie (HRT) ist derzeit die effektivste Therapie für die Symptome der Menopause und damit auch für hormonell bedingte Veränderungen der Sexualität. Für die meisten Frauen ist HRT sicher und laut Studien sogar lebensverlängernd, da die HRT das Risiko für Herz-Kreislauf Erkrankungen verringert. (Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Todesursache No 1 für Frauen. 2023 waren es 52.863, Brustkrebs dagegen 18.425). Sprich mal mit deiner Ärztin, um herauszufinden, ob diese Option für dich geeignet ist. Es gibt verschiedene Präparate wie Rotklee, Traubensilberkerze oder Mönchspfeffer, die den Hormonhaushalt und damit die Symptome positiv beeinflussen können.

  4. Gesunde Lebensweise: Regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung können sich positiv auf dein allgemeines Wohlbefinden und deine sexuelle Gesundheit auswirken. Yoga und Entspannungstechniken können helfen, Stress abzubauen und das Körperbewusstsein zu stärken.

  5. Psychologische Unterstützung: Bei negativen Gefühlszuständen kann eine persönliche und therapeutische Begleitung sehr hilfreich sein, um über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu reflektieren und neue Wege zu finden, mit den Veränderungen umzugehen. Diese Unterstützung kann auch helfen, die Veränderungen transparent zu kommunizieren und Verständnis zu schaffen.

  6. Erforschung neuer Wege der Intimität: Die Wechseljahre können eine Gelegenheit sein, neue Wege der Intimität zu erkunden. Dies kann die emotionale Bindung stärken und neue Dimensionen in deiner sexuellen Beziehung eröffnen. Die Wege können sehr unterschiedlich aussehen. Bücher wie Come as you are (Nagorsky), Coming Soon (Schiftan) oder Klassiker wie Slow Sex (Richardson) können wunderbare Impulse geben. Was fühlt sich für dich richtig an? Was fühlt sich für euch richtig an? - können zwei verschiedene Phasen in diesem Prozess darstellen. Viele erleben gerade bei der Kommunikation miteinander eine professionelle Begleitung sehr inspirierend.

Die Wechseljahre bringen viele Veränderungen mit sich, aber sie müssen nicht das Ende eines erfüllten Sexuallebens bedeuten. Mit Offenheit, Kommunikation und den richtigen Strategien können Frauen diese Phase ihres Lebens positiv und selbstbewusst meistern. Denke daran, dass jede Frau einzigartig ist und es wichtig ist, auf deinen Körper zu hören und die Unterstützung zu suchen, die du benötigst.

Quellen

Avis NE, Colvin A, Karlamangla AS, Crawford S, Hess R, Waetjen LE, Brooks M, Tepper PG, Greendale GA. Change in sexual functioning over the menopausal transition: results from the Study of Women's Health Across the Nation. Menopause. 2017 Apr;24(4):379-390. doi: 10.1097/GME.0000000000000770. PMID: 27801705; PMCID: PMC5365345.

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Mishra GD, Davies MC, Hillman S, Chung HF, Roy S, Maclaran K, Hickey M. Optimising health after early menopause. Lancet. 2024 Mar 9;403(10430):958-968. doi: 10.1016/S0140-6736(23)02800-3. Epub 2024 Mar 5. PMID: 38458215.

Hodis HN, Mack WJ. Menopausal Hormone Replacement Therapy and Reduction of All-Cause Mortality and Cardiovascular Disease: It Is About Time and Timing. Cancer J. 2022 May-Jun 01;28(3):208-223. doi: 10.1097/PPO.0000000000000591. PMID: 35594469; PMCID: PMC9178928.

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