“Das Wachstum meiner Brüste” Elly, 30

Die Auseinandersetzung mit meinem Körper begann, als ich in der 5. Klasse und damit ungefähr 11 Jahre alt war. Ich bekam zum ersten Mal meine Periode. Damit verbunden, setzten die ersten sichtbaren körperlichen Veränderungen bei mir ein.

Im Vergleich zu anderen Mädchen in meiner Schulklasse oder in meinem Freundeskreis war ich mit meiner körperlichen Entwicklung und der Pubertät sehr früh dran. Alle anderen waren noch Kind, ich wurde mehr und mehr zur Frau. Ob bereits andere Mädchen in meinem Alter ihre Periode hatten, wusste ich nicht genau. Ich sprach nur mit meinen engsten Freundinnen oberflächlich über solche Dinge. Wann das nächste Mädchen mit dem Einsetzen ihrer Regelblutung „dran war“, erahnte ich, wenn sie beim Schulschwimmen nicht teilnahm. Diese Erfahrung machte ich schließlich schon selbst. Doch die Periode war eine Sache, viel mehr beschäftigte mich die Entwicklung meines Körpers. Ganz konkret das Wachstum meiner Brüste und die damit verbundene Wahrnehmung und Beurteilung meiner Außenwelt. 

Als junges Mädchen kannte ich den Begriff „Sexualisierung“ noch nicht. 

Gerade die Blicke von Jungen und Männern wurden länger, gezielter und waren häufig verbunden mit doofen Kommentaren. Ich erinnere mich an Situationen im Schulbus, als ich mir Aussagen wie „boah, die mit den dicken Titten“ anhören musste. Das Einsetzen der Pubertät inklusive der ersten Regelblutungen waren sowieso schon eine komplett neue Situation für mich, die teilweise überforderte. Dass ich aber gleichzeitig das Heranreifen meiner Brüste nicht vor meinen Mitmenschen geheim halten konnte, prägte mich viel mehr. Ich wurde von vielen nicht als 11-jähriges Mädchen, sondern als 15-jähriger Teenie wahrgenommen. Als junges Mädchen kannte ich den Begriff „Sexualisierung“ noch nicht. Was ich aber kannte, war das zutiefst unangenehme Gefühl, das sich durch gaffende Blicke und abfällige Worte in mir ausbreitete. Etwas darauf gesagt oder dagegen unternommen habe ich nicht. Dafür war ich zum einen viel zu schüchtern und unsicher, zum anderen konnte ich die Bedeutung solcher Aussagen und Blicke gar nicht verstehen. Mit meinem Schweigen erhoffte ich mir, nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, die ich ohnehin nicht haben wollte.

…mein Busen ist zu präsent

Um meine heranwachsende Oberweite besser zu kaschieren, behalf ich mir im Laufe meiner Teenagerzeit mit passender Bekleidung. Ich hatte Spaß an Mode und wollte als junge Frau auch mit dem Ausprobieren verschiedenster Bekleidung zu meinem eigenen Stil finden. Was ich aber immer hinterfragte, teilweise heute noch, ist, ob ein bestimmtes Kleidungsstück meinen Busen zu sehr betont und vor allem Männer provozieren könnte. Ich dachte, ich müsse mich entsprechend kleiden, um die unangenehmen Kommentare zu meiden. Oft behalf ich mir beim Tragen von T-Shirts oder Tops noch mit einer zusätzlichen Strickjacke oder Ähnlichem, um mich in den Stofflagen zu verstecken. Durch das Reduziert-werden auf meinen Busen, glaubte ich irgendwann selbst, dieser sei riesig. Es sollte gesagt sein, dass es sich aber um Körbchengröße B bis C handelte! Eine BH-Größe, die ich völlig unproblematisch in jedem Geschäft kaufen konnte. Wenn ich aber an mir herunter schaute und Kleidung anprobierte, sah ich nur noch meine Brüste und nahm sie als drei Nummern größer wahr. So vermied ich auch bis ungefähr zu meinem 16. Lebensjahr das Schwimmen am See oder im Schwimmbad, da ich bei Bademode immer dachte, mein Busen ist zu präsent, zu groß oder wird nicht richtig gestützt. Außerdem war ich immer besorgt vor Blicken und Bemerkungen anderer.

Oft fand sexueller Austausch bei schummrigen Licht statt

Als 11-bis 14-Jährige fand ich meine Brüste hängend und nicht sonderlich schön geformt, wenn ich sie nach dem Duschen oder Ausziehen im Spiegel betrachtete. Mit ungefähr 15 Jahren fing ich an mich und meinen Körper selbst mehr zu erforschen. Ich machte erste Erfahrungen mit Masturbation und entdeckte durch verschiedenste Berührungen und Reibungen was ich als angenehm und erregend empfand. Da stellte ich schnell fest, wie empfindlich auch meine Brüste reagierten. Es fühlte sich schön an diese durch Betasten zu entdecken und ich empfand Lust dabei. Die ersten sexuellen Erfahrungen mit Jungs sammelte ich als ich 16 Jahre alt war. Oft fand sexueller Austausch bei schummrigen Licht statt, da mein Körper so weniger gesehen werden konnte und ich mich damit wohler fühlte. Neben Knutschen und Fummeln, waren es natürlich auch Berührungen meines nackten Körpers und meiner Brüste. Sanfte Berührungen und Liebkosen meiner Nippel bereiteten mir Lust. Kräftiges Zupacken, starkes Saugen oder Knabbern törnten mich eher ab. Was mir bis heute in Erinnerung blieb, ist, die Betonung aller Männer, mit denen ich sexuellen Kontakt hatte, wie schön sie meine Brüste fanden. In den ersten Jahren wollte ich das einfach nicht glauben. Ich konnte und wollte es nicht annehmen, da sich die Sorge einstellte, wieder nur darauf reduziert zu werden. 

Seit meinen frühen 20er Jahren helfen mir die Gespräche mit anderen Frauen

Was mir sehr geholfen hat zu verstehen, dass ich und meine Brüste total in Ordnung sind, so wie sie sind, kam dann im Austausch mit anderen Frauen. Dass auch andere Mädchen und Frauen Bemerkungen erhalten und sexualisiert werden, egal wie ihre Körper oder konkret ihre Brüste aussehen, war damals eine aufschlussreiche, aber auch traurige Erkenntnis für mich. Seit meinen frühen 20er Jahren helfen mir die Gespräche mit anderen Frauen und führen zu etwas mehr Selbstsicherheit. Für mich ist die Kommentierung meines Körpers immer ein Grenzübertritt. Keiner außenstehenden Person, in meinem Fall oft Männern, steht es zu, mich ungefragt zu kommentieren. Ich versuche, mein eigenes Körpergefühl zu entwickeln und wünsche mir, mich noch mehr vom Urteil anderer zu lösen. Ich möchte mich nicht von außen definieren lassen und mich fragen müssen, ob ich dieses oder jenes Kleidungsstück tragen kann. Zumindest meine kritische Selbstbeurteilung, ich hätte riesige Brüste, hat sich aufgelöst. Es gibt Tage, da finde ich meine Brüste wirklich schön, dann mal wieder nicht so schön und manchmal habe ich eine ganz neutrale Haltung zu ihnen. Gleichwohl kann ich heute sehr gut dazu stehen, dass meine Brüste zu meinem Körper gehören und ein Teil von mir sind. Heute habe ich auch Sex bei Tageslicht ;-)

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“Sexparties haben mir geholfen, etwas auszuleben, was schon immer in mir war” Marla, 30

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“Masochistisch und devot bedingen einander nicht zwangsläufig - ich mag jedoch beides” MiYu, 33