“Ich habe sehr, sehr häufig einen Orgasmus vorgetäuscht” Tash, 34

Ich habe seit langer Zeit massive Probleme damit einen Orgasmus zu haben. Für mich ist das kein Problem, ich brauche keinen Orgasmus um Sex genießen zu können.

In meinem Kopf war es allerdings über Jahrzehnte verankert, dass es dazu gehört. Also, dass Mann nur glücklich ist, wenn er mich zum kommen gebracht hat. Dementsprechend habe ich sehr, sehr häufig einen Orgasmus vorgetäuscht, ich wollte meine Partner ja glücklich machen.

Erst mit meinem Ex-Mann war ich nach Jahren Beziehung in der Lage darüber zu sprechen. Er war so enttäuscht - nicht über die vorgetäuschten Orgasmen, sondern darüber dass er mir das Gefühl gegeben hat, dass ich das tun müsse.

Dieses Gespräch hat zwar nichts an der Häufigkeit meiner Orgasmen geändert, hat aber unser Sexleben nochmal auf ein neues Level gebracht, weil es mir diesen Performancedruck genommen hat. Ich hatte (und habe) den besten Sex mit ihm seither: zu 98% ohne zu kommen aber zu 100% extrem befriedigend.

Die Schlüssel zu gutem Sex sind für mich Consent, losgelöst sein und Kommunikation - immer! Und lachen! ;-)

Das Orgasmus-Thema ist in meinem Kopf. Ich merke, dass ich mich da selber massiv unter Druck setze. Sobald sich ein “Kommen” anschleicht, stürze ich mich mit meinem kompletten Fokus darauf und es ist weg. Deswegen versuche ich im Moment tatsächlich Sachen zu vermeiden, die mich in der Vergangenheit schnell zum Orgasmus gebracht haben, damit ich gar nicht in die Situation komme.

Es gab eine Zeit, da war das “Kommen” eine Sache von 1-2 Minuten in der richtigen Stellung. Von Solosex bin ich kein großer Fan, da ich die Interaktion beim Sex liebe - das ist irgendwie essentiell für mich. Ich habe tatsächlich so gut wie nie Solosex und wenn, klappt es auch meist nicht mit dem Orgasmus. 

Mit Frauen hatte ich nie wilde Orgasmen aber immer bombastischen Sex. Da stand das Kommen und der Druck niemals irgendwie mit im Raum, da ging es nur um Lust und Hingabe und Erleben. Warum es mir mit Menschen ohne Penis* leichter fällt, Sex zu genießen liegt vermutlich daran, dass ich auf dem Spektrum deutlich mehr der weiblichen Seite als den Penissen zugetan bin und weil Menschen ohne Penis viel achtsamer mit dem eigenen Körper und dem des Gegenübers umgehen. Vielleicht auch, weil sie weniger von toxischer Männlichkeit und Gesellschaftsdruck belastet sind und vermutlich, weil sie einfach besser wissen wie weibliche Körper funktionieren…

Mit 24 Jahren hatte ich mir ein Intimpiercing stechen lassen und das hat es etwas erschwert. Ich hatte es mir stechen lassen, weil ich es optisch ziemlich geil fand und neugierig war wie es sich auf den Sex auswirkt. Das Stechen hat nicht sehr wehgetan. Ich bin danach eine Woche wie ein Cowgirl gelaufen - aber das Stechen an sich war überraschend in Ordnung. Ich habe das Piercing entfernt, weil es leider zu “Wildwuchs”, also einer Abstoßungsreaktion meines Körpers gekommen ist.

Rückblickend glaube ich, dass das Intimpiercing der Anfang meiner Orgasmus-Schwierigkeiten war, was aber wirklich der Auslöser war für diese heftige Blockade bei gleichzeitig immer freierer Sexualität ist mir ein Rätsel. Ich glaube, dass da mehr reinspielt und dass das Piercing eher ein Ventil für den Kopf war. Das klingt wahrscheinlich jetzt ziemlich esoterisch aber ich habe ein kleines Köfferchen mit sexuellen Traumata das lange (auch noch nach dem Piercing) gut verstaut war und dann im Laufe der Jahre mal laut „Hier bin ich! Verarbeite mich!“ gebrüllt hat.

*= ich möchte ganz klar unterstreichen dass ich hier in cis-männlich und alles andere unterscheide und nicht rein in männlich/weiblich.

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“Dank anderer Frauen ist Sex für mich heute viel intensiver und schöner” Kim, 46

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“Erst einen Orgasmus - nicht mal sicher, ob es wirklich einer war” Thea, 27