“Ich möchte, dass es andere anders machen” Maria, 53
Ich komme aus einem kleinen Bergdorf. Unser Haus war das letzte auf der Straße. Ich hatte einige kleinere Beziehungen aber die gingen alle auseinander. Das erste Mal Sex hatte ich mit 23 - es war wunderbar. Ich hatte Orgasmen und der Sex war toll. Leider ging die Beziehung auseinander, weil er noch eine andere Freundin hatte und ich nicht eine Nebenfrau sein wollte. Mit 25 Jahren habe ich dann meinen jetzigen Mann kennengelernt. Er wohnte in der Stadt und hatte eine kleine Wohnung. Als ich das erste Mal bei ihm war, saßen wir auf dem Sofa und haben ferngesehen. Plötzlich drehte er sich zu mir um, riss mir die Hose mit Gewalt runter und wollte in mich eindringen. Ich sagte “nein, nein” - ich fühlte mich vergewaltigt.
Ich dachte, ich krieg sonst keinen mehr, der mich aus dem Dorf holt.
Nach acht Monaten haben wir geheiratet. Ich dachte, ich krieg sonst keinen mehr, der mich aus dem Dorf holt. Damals gab es kein Internet und ich dachte, das ist der einzige, wenn ich den nicht nehme, bekomme ich gar keinen mehr. Ich hatte kein gutes Gefühl, aber alle Freundinnen waren schon verheiratet und ich hatte Panik.
Ich bin jetzt 27 Jahre verheiratet und ich hatte noch nie einen Orgasmus beim Sex mit meinem Mann. Der Sex ist all die Jahre gleichgeblieben: Hose runter und rein. In unserer Beziehung gab es immer wieder Krisen. Auch Gewalt war ein Thema. Wir haben mehrere Therapien versucht und das hat auch die Beziehung etwas gebessert, aber der Sex ist nicht besser geworden.
Oft sagt er einfach, “dreh dich um”
Wir haben immer noch 2-3 Mal die Woche Geschlechtsverkehr. Zum Glück geht es recht schnell vorbei. Schmusen tun wir seit 18 Jahren nicht mehr.
Für ihn reicht es, wenn es ein schnelles Rein-Raus ist. Er lädt einfach seinen Druck ab. Oft sagt er einfach, “dreh dich um” und dringt dann von hinten in mich ein. Entweder halte ich still oder spiele einen Orgasmus vor.
Es gab eine Zeit, in der Dienstags die Kinder nicht zu Hause waren. Dann ist er Mittags aus dem Büro gekommen, um mich zu penetrieren. Ich hatte richtig Angst vor diesen Dienstagen. Zum Glück hörte das auf, als ich das in der Therapie angesprochen habe.
Vor ein paar Jahren habe ich ein Frauenseminar besucht, eine Yoni-Ei-Reise, und danach konnte ich für drei Wochen nicht mehr mit ihm schlafen. Ich habe mich einfach geweigert. Er hat darunter sehr gelitten. Er hat sich nicht beachtet gefühlt. Für ihn scheint der Geschlechtsverkehr den wir haben, der Liebesbeweis zu sein. Er versteht es einfach nicht.
Eigentlich haben wir gar keinen Sex, wenn Sex etwas ist, bei dem sich zwei Menschen lustvoll begegnen.
Ich habe es ihm eigentlich nie richtig gesagt, dass ich nicht zum Orgasmus komme. Vielleicht denkt er, dass ich komme, aber ich glaube, er denkt darüber gar nicht nach. Ich gebe ihm ja mit den vorgetäuschten Orgasmen sogar Zeichen, dass es mir gefällt, obwohl ich das nur machte, damit es schneller vorbei ist.
Einmal hatte ich Massage-Öl gekauft, um etwas sinnlicheren Sex zu versuchen. Das hat ihm gar nicht getaugt und wollte es nicht. Eigentlich haben wir gar keinen Sex, wenn Sex etwas ist, bei dem sich zwei Menschen lustvoll begegnen. Ich bin nicht erregt, wenn er in mich eindringt. Es ist eher ein Erledigen müssen von etwas wie Wäsche machen, etwas, was ich machen muss, aber nicht gerne tue, sogar überhaupt nicht gerne tue. Mir gibt es nichts. Höchstens den Frieden in der Beziehung. Er hat mich in der Vergangenheit so respektlos behandelt, mich beschimpft und dadurch soviel zerstört, dass ich eigentlich gar keine intime Beziehung mit ihm mehr möchte. Ich habe mich jahrelang wie vergewaltigt gefühlt.
Könnte ich jeden Tag guten Sex haben?
Guter Sex fehlt mir sehr. Nach kurzem Geschlechtsverkehr geht mein Mann duschen und ich befriedige mich öfter noch selbst. Ich habe ja trotzdem das Bedürfnis nach Sex. Ich habe schon als Kind, so mit 5 oder 6 Jahren angefangen, mich zu befriedigen. Ich masturbiere mich mehrfach die Woche und komme auch jedes mal zum Orgasmus. Ich nutze einen Dildo und habe auch einen Womenizer gekauft, aber mit Letzterem klappt es nicht so gut. Ich lege den vibrierenden Dildo auf meine Klitoris und komme so schnell zum Orgasmus. Früher habe ich mich einfach an einem Kissen oder Sessellehne gerieben, meine eigene Hand nutze ich nie. Zur Erregung nutze ich gelegentlich auch einen Telegram Channel, auf dem Audios geteilt werden von Frauen, die sehr intime Laute in ein Mikrofon einsprechen, begleitet von Geräuschen. Ich finde es erregend, obwohl ich es gar nicht verstehen, es sind nämlich Japanerinnen oder Spanierinnen. Pornos gefallen mir nur einige. Meist sind sie mir zu sehr auf die Penetration fokussiert, das erregt mich nicht so.
Könnte ich jeden Tag guten Sex haben?
Wenn ich einen Orgasmus habe, denke ich meist an meinen Ex, mit dem ich den ersten Sex hat und zwar genau an den Moment, in dem ich mit ihm gekommen bin. Vor einigen Jahren habe ich diesen Mann nochmal aufgesucht und wir hatten Sex. Es war wieder wunderschön, ich hatte einen Orgasmus und für Monate fühlte ich mich energiegeladen.
Könnte ich jeden Tag guten Sex haben? Ich möchte meine Geschichte teilen, damit andere es besser machen als ich.